Honoré de Balzac  Die Chouans


    Gleich nach ihrer Rückkehr in ihr Haus suchten der Kommandant Hulot und der Bürger Diplomat Corentin, der "Mann Fouchés", sie auf, um ihren Bericht an- zuhören und zu überlegen, wie der Gars endlich in ihre Gewalt gebracht werden könnte. Den beiden Repräsentanten der revolutionären Macht gegenüber musste sie verschleiern, dass sie keineswegs mehr vorhatte, den Marquis, den sie liebte, ans Messer zu liefern. Sie traf Vorbereitungen für ein weiteres heimliches Zusam- mentreffen mit dem Marquis, für das sie das Gehöft Galope-chopines bestimmt hatte. Ihre Absicht blieb dem Kommandanten und dem "Diplomaten" nicht verbor- gen, die dieses geplante Treffen als eine Gelegenheit sahen, den Gars endlich gefangenzunehmen oder zu töten.

   Allein mit Corentin, der selbst seit längerem ein Auge auf Marie geworfen hatte und sich Chancen bei ihr ausrechnete, wenn der Rivale aus dem Weg geschafft wäre, gelang es Marie, ihn in die Irre zu führen, indem sie einen anderen Treff- punkt vortäuschte, wodurch die Vorbereitungen des Militärs Hulot und des "Diplo- maten" Corentin zunächst in eine falsche Richtung gelenkt wurden. Bei dem Versuch, den Gars mit mehreren Trupps von "Blauen" und Anti-Chouans aus Fougères, die getrennt, einige von ihnen mit Ziegenfellen als vermeintliche Chouans verkleidet vorgingen, aufzuspüren und abzufangen, kam es sogar zu einem Beschuss der eigenen Leute mit einigen Verletzten. In der Hütte Galope-chopines kam es zu einem kurzen Stelldichein Maries mit Alphonse, so der Name des Marquis, bei dem sie ihm die Gründe darlegte, weshalb sie keine Verbindung mit ihm eingehen könne, und dass sie die Bretagne verlassen werde. Er kündigte ihr, bevor er sich zurückziehen musste, um nicht von den heran- kommenden "Blauen" und Anti-Chouans getötet zu werden, dennoch an, dass er ihr in einigen Tagen ein Rauchzeichen auf einem der Hügel senden werde. Dann schoss er sich, als er sich den Anti-Chouans gegenübersah, den Weg frei, und bei einer dramatischen Verfolgungsjagd in den bereits beschriebenen verschach- telten bretonischen Feldern konnte der Gars ihnen über die Erdwälle und die Zaunstiegen hinweg entkommen. Es kam zu einem Gefecht mit den zu seinem Schutz in der Umgebung versteckten Chouans, bei dem eine Anzahl von ihnen von den "Blauen" getötet wurden. Ihre Leichen, von denen sich eine als die des Geistlichen Gudin herausstellte, wurden in einen Graben geworfen, nachdem sie ausgeplündert worden waren.

    Marie war nach ihrer Rückkehr in ihr Haus hin- und hergerissen zwischen ihrer zuletzt eingenommenen Haltung, die Verzicht, Opferung ihrer Liebe bedeu- tete, und dem unzerstörbaren Wunsch, sich mit dem Geliebten zu vereinen und seine Frau zu werden. Nachdem letzterer die Oberhand gewonnen hatte, begann für sie eine Zeit des Wartens, in der sie, unterstützt von Francine, ihr Zimmer für ein Zusammensein mit dem Geliebten besonders herrichtete und ausschmückte; ungeduldig zog sie immer wieder den Vorhang am Fenster zurück und blickte hinaus zu dem Hügel, ob auf ihm ein aufsteigender Rauch zu sehen war.