In der Corona-Krise : Zurück zur Literatur!


  Mag unser Schicksal auch hängen am seidenen Faden,
  verkünde, Kassandra, dein Wissen an fernen Gestaden!
  Erzähl' anderen, was sie nicht hören wollen,
  uns sollst du nicht von den Höhen holen;
  denn es läuft doch noch ganz gut in unserem Laden!


Jahrhunderte der Kriege, der Krisen, der Seuchen: Kreuzzüge, die Pest, Eroberungskriege, Religionskriege, Erbfolgekriege, Kolonialkriege, Krimkrieg, Burenkrieg, Opiumkrieg, Balkankriege, Befreiungskriege, Weltkriege.

   Und wenn es glimpflich, d.h. ohne einen Krieg, abging, dann blieb es "nur" bei Krisen, die die Menschen, wenn sie vorüber waren, aufatmen liessen, vorerst. Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben, als da waren im vorigen Jahrhundert: Marokko-Krise, Juli-Krise, Sudeten-Krise, Suez-Krise, Berlin-Krise, Kuba-Krise, Öl-Krise, dazu die verheerenden Seuchen und Epidemien in neuerer Zeit, Pocken- und Cholera-Epidemien, die Spanische, eigentlich Amerikanische Grippe (nach neueren Erkenntnissen im Ersten Weltkrieg von amerikanischen Soldaten aus Kansas/USA eingeschleppt) vor einhundert Jahren.

Und jetzt neue Krisen, die Krisen des 21.Jahrhunderts: eine Banken-Krise und nun die Corona-Krise, gleichzeitig ein Krieg gegen das Virus, zunächst gegen seine Ausbreitung, was uns einen neuen Schreckensbegriff (den Lock-down) beschert hat, wobei wir nicht wissen, wann er erfolgreich überstanden, das Virus wenn nicht endgültig besiegt, so doch eingedämmt, die Krise so weit überwunden ist, was spätestens dann eintritt, wenn, wie die Epidemologen und Statistiker uns vorrechnen, die Pandemie sich mangels weiterer ansteckungs- fähiger Opfer von allein "totläuft" – aber ob wir dann wirklich aufatmen können?

Fallen einem in Zeiten von Corona noch Reime ein? Reime, die einem in diesem Zustand der latenten Angst, der Absonderung, des Abgeschnitten-Seins von gewohnten sozialen Kontakten über Frust, Unmut und die sich steigernde Gereiztheit hinweghelfen? Das Leben, in dem man sich eingerichtet hat, gerät aus den Fugen, die Gelassenheit schwindet mit jedem Tag; man weiss nicht, wie lange dieser Albtraum noch andauert, ein Ende ist nicht abzusehen.

   Welchen Reim soll man sich darauf machen!?

Im Augenblick fällt mir nichts dazu ein, das dem Ernst der Sache angemessen wäre.