Zurück zum Stechlin: Ein Ausflug Woldemars mit einer kleinen Gesellschaft, eine
Dampferfahrt auf der Oberspree, die ich auch schon vielleicht zweimal gemacht habe. Mit von der Partie die
Barbys, der Alte Graf, Grundbesitzer mit Elbgütern und Rübenboden im Magdeburgischen, und die beiden
heiratsfähigen Töchter, dazu ein befreundetes aus Bayern stammendes Ehepaar, Baron und Baronin
Berchtesgaden; vorbei an Stralau, der Liebesinsel, über die es Geschichten von Vorkommnissen sittlich
fragwürdiger Art gibt, über die man nur in Andeutungen sprechen kann, und über den Rummelsburger See
erreicht man das "Eierhäuschen". Melusine, die ältere der Barby-Töchter, ist, wie schon erwähnt
geschieden nach nur kurzer Ehe mit einem italienischen Grafen mit Namen Ghiberti – wie der
Schöpfer der berühmten Türen des Baptisteriums in Florenz, die symbolträchtig zu
kunsthistorischen Exkursen Anlass geben. Später erfährt man von der Fahrt des in Florenz frisch getrauten
Paares mit der Eisen- bahn, ebenso symbolträchtig, durch den grossen Appennintunnel in Richtung Norden nach
Venedig, dass, nach seinem Durchqueren, mit dem Wiederein- treten ins Tageslicht für die Braut die kurze
Illusion des Eheglücks schon ver- flogen war. [Etwas zum Rätseln: der Tunnel als Metapher, wofür?
eine Andeutung hinsichtlich unterschiedlicher Erwartungen an das eheliche Sexualleben? oder einfach auf etwas,
das vorgefallen ist, eine Auseinandersetzung in der Hochzeitsnacht?]
Die Jüngere ist Armgard, die Komtesse, die schweigsamere der beiden; zwischen ihnen, so scheint es, hat
der Junge Stechlin die Wahl, und in der Umgebung der Gräflichen Familie werden Mutmassungen angestellt, auf
welche seine Wahl wohl fallen werde.
Wieder ein Wochenende vorbei, an dem ich mit dem Stechlin nur wenig weitergekommen bin. Es
war noch einmal ein sonniges Frühlings-Wochenende, bevor eine neue deutlich kühlere Periode (es scheint
sie tatsächlich zu geben, die Eisheiligen) einsetzt. Am Sonnabend habe ich mich wieder in die Nähe der
Bibliothek, in Reichweite des Wlan gesetzt, um ins Internet zu gehen und ein paar Seiten hochzuladen, nachdem ich
wieder mit einigen Formulierungen unzu- frieden war und ein paar Änderungen vorgenommen habe. Eine neue "ewige
Baustelle" (dass sie ganz bestimmt nicht ewig sein wird, dafür ist gesorgt).
Die Handlung ist wieder zum Ruppiner Land, nach Stechlin, zurückgekehrt, in den
Wahlkreis Rheinsberg-Wutz, denn sie ist politisch geworden: Es ist ein vakanter Sitz im Reichstag zu besetzen, und
der Alte Stechlin wird gedrängt, sich als Kandidat für die Konservativen aufstellen zu lassen. Doch er
will eigentlich nicht weg von Stechlin; auch gibt es Zweifel, ob er, nur aufgrund seiner bemer- kenswerten
Eigenschaften, aber ohne die notwendige Erfahrung, was die Abläufe in einem Parlament angeht, ein geeigneter
Kandidat ist. Die Wahl endet mit einem klaren Sieg der Sozialdemokraten, hauptsächlich dank des "Aufmuckerns"
der Rheinsberger.