Erich Maria Remarque:  Arc de Triomphe


    Ravic trinkt sein Glas aus. Zwei Frauen, die eine, Kate, mit dem Tod im Bauch, und Joan voller Gier nach Leben, ein billiger Rausch, denkt er. Er liebt sie immer noch, aber er tut alles, um von ihr loszukommen. Auch wenn sie wieder- komme, sie würde immer wieder gehen. Sie fragt müde: warum ist das so? Sie will gehen, ist schon an der Tür, als er ihren Namen ruft. Sie kehrt um und bleibt.
    Ravic ist mit Kate Hegström auf einem Kostümfest, einer jährlich veranstal- teten Gartenparty der besseren Gesellschaft, für die Kate mit ihren guten Bezie- hungen Einladungen besorgt hatte. Er wiedererkennt einige der Marquisen und Hofdamen mit ihren Allongeperücken und Brokatröcken, Patientinnen Durants, die er auf dem Operationstisch gehabt hatte und denen er Eierstöcke operiert, die Gebärmutter entfernt hatte, ohne dass sie eine Ahnung hatten, wer sie in Wirklichkeit operierte. Ein Regen setzt dem Fest ein Ende, und sie steigen in Kates Wagen ein und lassen sich durch Paris kutschieren, durch enge Gassen nach Montmartre hinauf. Paris. Abgetrotzt der Nacht, gigantischer Bienenkorb summenden Lebens, aufgebaut über Millionen von Dreckkanälen... Sie trinken Kognac, und Kate äussert den Wunsch, in die Scheherazade zu gehen und in einer Orgie von Sentimentalität von den Oberflächlichkeiten des Lebens Abschied zu nehmen.
    Die Wirtin hat Angst, von einem Gast, Rosenfeld, die rückständige Miete nicht zu bekommen. Sie möchte von Ravic wissen, ob die Bilder, die bei ihm hängen, etwas wert sind. Sie schliesst sein Zimmer auf, und Ravic sieht an den Wänden einen Van Gogh, einen Cézanne, einen Gauguin. Rosenfeld lebt davon, dass er sie verkauft, zuletzt einen Monet. Er hofft, dass der kommende Krieg nicht zu lange dauern wird, als nächstem müsste er sich dann von dem Gauguin trennen.
    Eines Nachts wird Ravic durch Telefonklingeln aus dem Schlaf gerissen. Er glaubt zuerst, es ist Haake, den er in Paris zurückerwartet. Aber es ist Joan, die sich aufgeregt am Telefon meldet, er müsse gleich kommen, es sei etwas pas- siert. Er färht zu ihr und findet sie allein in der Wohnung vor. Sie ist völlig ok. Ein Stuhl ist umgestossen, und auf dem Boden liegt zwischen Scherben ein Foto. Der Mann darauf ist ein anderer als der, mit dem er sie zuletzt gesehen hat. Er sagt, sie solle Schuhe anziehen, damit sie sich nicht schneidet. Ravic ist für den Fall, dass sie verletzt ist, mit seiner Instrumententasche gekommen. Er nennt sie ein gottverdammtes Luder, eine Lügnerin. Ihr Gesicht verändert sich, ja, sie habe oft gelogen und werde weiter lügen. Alle wollten von ihr, dass sie die Wahrheit sage, und wenn sie es tue, dann könnten sie es nicht ertragen. Ravic kann nicht gehen, ohne Klarheit gewonnen zu haben. Er fragt sie, ob sie Calvados hat. Sie bringt stattdessen Kognac. Sie klärt ihn auf, ihr derzeitiger Liebhaber habe das Foto des Vorgängers gefunden und mit einem Wutausbruch reagiert. Ravic nimmt die Fotos, um sich die Männer, die jetzt ihre Liebhaber sind, emotionslos anzuschauen. Es ist das beste Mittel, die Bande der Erwartung, mit denen er noch an ihr hängen mag, zu zerschneiden. "Wirklich und jetzt ganz verloren. Kein Irrtum mehr, kein Verstricktsein, kein Zurückkommen." Joan versucht immer noch zu verstehen, er sei der Stärkere, während sie hinter ihm herlaufe. Sie macht noch einen Versuch: "Wir können doch..." Er: "Freundschaft, nein, der kleine Gemüsegarten auf der Lava erloschener Gefühle. Ein Ende ist ein Ende."