Nun die zweite Auflage der Corona-Krise: ein zweiter Anlauf, wie könnte er aussehen? Bisherige Versuche
waren wie es scheint Sackgassen. Ein paar Tage lang war ich – nach vielen Jahren, in denen ich mich fast
gar nicht handwerklich betätigt habe – wieder in Bastellaune, erprobte mich zunächst an einem
Wandbord in der Küche, an das ich mich seit Wochen nicht herangetraut hatte, bearbeitete zunächst
das Brett, das seit mehr als einem halben Jahr bereit- gestanden hatte, bohrte Löcher, feilte Aussparungen
für die Winkel hinein, die ich mir im BAUHAUS besorgte, brachte es schliesslich mit ihnen unter dem
Hängeschrank an der Rigips-Wand an.
Neujahr ist vorbei, die täglichen Infektionszahlen sind weiterhin hoch, täglich sterben bis zu
eintausend Infizierte. Als Massnahme gegen eine mögliche Verschärfung der Lage ist der Lock-down
verlängert worden. Alle Hoffnung ruht jetzt auf der Impf-Kampagne, auch meine; es beginnt das Warten auf
Grünes Licht, auf die Mitteilung über einen Impftermin.
Gedanken zu den Unterschieden der heutigen Situation im Vergleich zu dem Krisen-Sommer des Vorjahres; die
Schwierigkeiten eines neuen Anlaufs.
Eine Wiederholung des Rezepts des letzten Sommers – wieder eine Lektüre und eine Inhaltsangabe
im Stil einer Schulaufgabe – das kann es wohl kaum sein. Dagegen eine Neuauflage mit gesteigertem Anspruch;
was könnte das aber sein? Eine Übersetzung beispielsweise, nur so zum Spass: eine Schnapsidee!? Starte
ich einen Versuch mit einem französischen Buch aus meinem Bücher- regal. Die Histoire d'O
von Pauline Réage, ein Pseudonym, hinter dem sich vermutlich ein männlicher Autor (möglicherweise
Jean Paulhan, Autor eines dem Roman vorangestellten Essays, selbst?), verbirgt. Der Titel des achtzehn- seitigen
Essays:
Le Bonheur dans l'esclavage – Eine Revolte auf Barbados
Eine aussergewöhnlich blutige Revolte ereignete sich im Laufe des Jahres Achtzehnhundertachtunddreissig
auf der friedlichen Insel Barbados. Um die zweihundert Schwarze, Männer als auch Frauen, die erst kurz
zuvor aufgrund der März-Verordnungen in die Freiheit entlassen worden waren, erschienen eines Morgens bei
ihrem ehemaligen Herrn, einem gewissen Glenelg, um ihn zu bitten, sie wieder als Sklaven zurückzunehmen. Es
folgte eine Lesung aus dem Beschwerde-Heft, das ein Baptistenpfarrer geführt hatte und das sie bei sich
hatten. Daraufhin entspann sich eine lebhafte Diskussion. Doch Glenelg liess sich, sei es aus Furcht, Skrupeln
oder einfach aus Gesetzestreue, nicht dazu bewegen. Daraufhin wurde er zunächst höflich gedrängt,
dann schliesslich samt seiner Familie von den Schwarzen umgebracht, die noch am selben Abend ihre Hütten
wieder einnahmen und die gewohnten Palaver, die Arbeiten und Riten wiederaufnahmen. Die Affäre konnte durch
das Vorgehen des Gouverneurs Mac Gregor recht schnell beendet werden, und die Befreiung nahm ihren Lauf. Was das
Beschwerde-Heft angeht, so blieb es verschwunden.
Nein das war es nicht. Ich habe mir dann aus meinem Bücherregal den wenig bekannten Roman von Flaubert:
La première Éducation Sentimentale vorge- nommen (der in der Literaturliste auf der
Webseite Flaubert bei Wikipedia nicht aufgeführt
wird, wohl weil er erst posthum erschienen ist), und habe ihn übersetzt.