Zum Thema Geistesverfassung: In welcher geistigen Verfassung befand ich mich damals, wenn
ich mal die Frau für eine Weile aus meinen Hirnwindungen verbannen konnte, oder anders herum: Womit habe ich
mich beschäftigt, um für eine Weile von ihr loszukommen?
– Nun, ich war ein Leser, also nahm ich mir ein Buch vor: Das Prinzip Hoffnung von
Ernst Bloch, und exzerpierte daraus.
Was soll ich heute davon halten? Es waren sicherlich weniger die Zukunfts-Entwürfe,
Grundrisse einer besseren Welt, es war wohl vor allem der Begriff Hoffnung, aus dem ich
mittels dieser selbstgestellten Aufgabe ganz persönliche Zuversicht gewinnen wollte; waren dagegen seine
Utopien meinem Skeptizis- mus nicht eher suspekt? Eine seiner Zukunftsvisionen fiel mir im
Zusammen- hang mit dem fortschreitenden Schmelzen des Polareises, der zu erwartenden Anhebung des Meeresspiegels
und der Überflutung von Küstenregionen als Folge des Klimawandels wieder ein. Sie ist, wie man feststellt,
mit Blochs erstaunlicherweise – oder vielleicht gar nicht so erstaunlichen – positiven Einstellung zur
Atomkraft verknüpft, anders gesagt, sie wird durch diese erst möglich:
" Wie die Kettenreaktionen auf der Sonne uns Wärme, Licht und Leben bringen, so schafft die
Atomenergie, in anderer Maschinerie als der der Bombe, in der blauen Atmosphäre des Friedens, aus Wüste
Fruchtland, aus Eis Frühling. Einige hundert Pfund Uranium und Thorium würden ausreichen, die Sahara und
die Wüste Gobi verschwinden zu lassen, Sibirien und Nordkanada, Grönland und die Antarktis zur Riviera zu
verwandeln. Sie würden ausreichen, um der Menschheit die Energie, die sonst in Millionen von Arbeitsstunden
gewonnen werden musste, in schmalen Büchsen, höchstkonzentriert, zum Gebrauch fertig darzubieten."
Fazit: War Ernst Bloch ein Narr? Zumindest naiv: in was für eine Narretei Antizipieren sich verrennen
kann; wie naiv kann "Träumen nach vorwärts" sein, das Sich-Ausmalen von Wunschbildern, wie es (besser?)
sein könnte!?
An anderer Stelle: Elektron des menschlichen Subjekts, der Willenstechnik
" Es gibt eine innere Kraft, die bisher nicht rein angesetzt worden ist. Sie macht die sogenannte Stärke
im Menschen aus, fällt mit seinem bekannten Willen nicht ganz zusammen. Sie wirkt als Macht, die den Körper
über seine Ermüdung hinausreisst, ihn als Werkzeug scharf macht und erstaunlich befähigt. Sie wirkt
ebenso als Macht nach aussen, als Einfluss oder Gewicht der Person, oder wie dies eigentümlich harte Wesen sonst
bezeichnet worden ist. Seine üblichste Zucht ist militärisch, spartanisch, als ein freiwilliger,
äusserst männlicher Trieb- verzicht... Ja, was Elektron, der Bernstein, in der Vorgeschichte der
Elektrizität bedeutet, ein dem Verwandtes könnte – in utopischer Verlängerungslinie –
ein indisch aufgefundenes Elektron des Willenssubjekts in der vor uns stehenden Geschichte der
Willenstechnik bedeuten. Es ist zwar wahr, keine Macht des indischen Gemüts ist bisher der Kugel eines
einzigen englischen Infanterie- gewehres Meister geworden; die indische Magie wirkt nur als Privat- oder Friedensware.
Trotzdem könnte gerade dieses in ihrem Wesen liegen, auch setzt jede Magie die alte Umwelt voraus, in der und
für die sie ausgebildet worden ist..."
Im Ernst: ein Träumen ins Nebulöse – wenn nicht gar ins ganz Abseitige!