Die erste Éducation Sentimentale

Dreiundzwanzigstes Kapitel

    [ Auf vier Seiten wird eine detaillierte Charakterisierung von Henry's Vater gegeben, als eines Herdenmenschen, mit seinen Ansichten und Gewohnheiten, von seiner Vorliebe für kirschwaser (im Orig.), seinen vorgefassten Meinungen über Jugendliche, über Ehemänner, arme Leute und Polizisten, seiner schlechten Meinung von der Presse, von Priestern, seiner Opposition zur jeweiligen Regie- rung, bis zu seiner Bewunderung für Voltaire und Rousseau sowie, wegen seines Ausspruch vom "Huhn im Topf", für Henry IV, den guten Herrscher aus dem Béarn; ein Bild eines Philantropen, dem Fortschritt und der Emanzipation der Schwarzen gegenüber aufgeschlossen usw...]

   Hätte man zum Vater Henrys gesagt: "Ihr Sohn hat eine ausgezeichnete, ehrbare und reiche Frau verführt, die einen guten Namen trägt und Herrin eines schönen Anwesens ist, er hat sie geheiratet, das ist eine ausgezeichnete Partie", dann hätte er seinem Schicksal gedankt und umgehend alle seine Freunde, die bedeutenden Köpfe des Ortes, zu einem reichlichen Festmahl eingeladen; man hätte den besten Wein aus seinem Weinkeller getrunken und ihn zu seinem Glück beglückwünscht, und er hätte sogleich eine Reise nach Paris unter- nommen, um seinen geliebten Sohn zu umarmen und die Aufmerksamkeit zu geniessen, die ihm in seiner neuen Stellung zuteil wurde; er hätte an seiner Schwiegertochter alle nur möglichen Tugenden und alle nur vorstellbaren Qualitäten gefunden.
    In einem anderen Fall, wenn Henry das Herz einer Köhlerstochter oder der Tochter eines Gemüsehändlers gewonnen und sie daraufhin mit einem Kind im Arm vorgestellt hätte, ohne gewillt zu sein, sie zu heiraten, dann hätte sein Vater ihn höchstwahrscheinlich als einen ausgemachten und sehr durchtriebenen Schelm betrachtet; auf dem Grund seiner alten philosophischen Nachsicht wäre er nicht einmal über die Erfolge seines Sohnes verärgert gewesen, und vielleicht hätte er das arme Mädchen kennenlernen wollen, das ihn so liebenswert gefunden hatte.