Die erste Éducation Sentimentale


    Henry und seine Geliebte verbrachten ihre Zeit damit, auf und ab zu gehen; sie informierten sich über das Land, das vor ihnen lag, über die Manöver, die ausgeführt wurden; sie verfolgten, ohne sie zu verstehen, die Bewegungen des Steuerrades, durch die das Steuerruder seine Stellung änderte, und die Kompassnadel, die auf der Skala nach rechts oder nach links ausschlug. Wenn es dämmerte, setzten sie sich mit Vorliebe auf dem Vorderdeck auf einen Haufen von Tauen, der dort lag, und betrachteten die untergehende Sonne; sie lauschten dem Wasser, das von den Seitenwänden des Schiffes zurückschwappte, sie beobachteten, wie es ganz allein seinen Weg verfolgte, sosehr macht es Freude zu spüren, dass man auf nicht ausgetretenen Pfaden wandelt.

    Indessen nahm sich das Land mit dem Auftauchen Zeit, und jeden Morgen entdeckte man wie schon am Abend davor nichts als die gewaltige eintönige Oberfläche. Wenn Henry aus seiner Kabine trat, blickte er, ich weiss nicht, was ihn dazu trieb, jedesmal hinter sich, als wenn er etwas, das er verloren hatte, suchte; er kauerte sich hinter dem Steuermann und blieb da, den Blick auf die Fluten gerichtet, stundenlang, um den Raum in Gedanken zu durchlaufen, den man durchlaufen hatte; er folgte derselben Spur und ging zurück zum Horizont; er kehrte nach Frankreich, nach Paris, in seine Vergangenheit, zu den verflossenen Tagen zurück; er fragte sich: "Wo befinden sie sich jetzt? denken sie an mich? Was haben sie zu unserer Flucht gesagt? wohin wird das führen?", und er zeichnete die Orte nach, stellte sich Gespräche und mögliche Abenteuer vor, sowie welche Kleidung die Leute trugen, ihre Ansichten, ihre gewohnheits- mässigen Gesten. Dann kam Mme Émilie, sie nahm ihn beim Arm, man drehte auf der Brücke eine Runde und unterhielt sich ein wenig mit dem Kapitän Nicole, oder aber man amüsierte sich dabei, Statoë zuzusehen, der mit einer Messerklinge das Porträt des Kaisers auf Kokosnüsse schnitt.

    Maître Nicole, der immer mit einer weiten Weste aus grauem Stoff und als Chef mit einer Haube aus Baumwolle über seinem Südwester gekleidet war, war ein ausgezeichneter Mann, der zum Nachtisch recht lustige Geschichten zum Besten gab; er missbilligte sehr die Zeit des Sklavenhandels und sprach zudem zu oft von dem kleinen Häuschen an der Strasse nach Caen, sowie davon, dass er dafür sorgen wolle, dass sein Neffe, der Sohn eines im vergangenen Jahr in Havanna am Gelbfieber gestorbenen Bruders, eine gute Erziehung bekam, und dass er sich ausrechnete, ihn zum Admiral oder zumindest zu einem Korvettenkapitän zu machen. Im Übrigen war er sehr umgänglich und kanzelte nur selten seine Untergebenen ab, es sei denn, dass seine Zahnschmerzen ihn rasend machten; in solchen Momenten schäumte er über, zerschmetterte Gegenstände, bewarf alle, fluchte gotteslästerlich und wäre wie eine Bulldogge auf euch losgegangen, aber gewöhnlich liess der Schmerz nach zwei Nächten nach, und er trank becherweise Punsch, dann, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, war alles wieder in Ordnung, als ob nichts vorgefallen wäre. Es gab indessen an Bord nur wenige Bestrafungen oder Fusstritte in den Allerwertesten, es herrschte ein durchschnittlicher Umgang auf See, man hätte vergeblich einen Verräter gesucht.