Die erste Éducation Sentimentale


    Tatsächlich liess Maître Nicole, kaum dass er angelegt hatte, seine Mannschaft und das Schiff hinter sich, schlenderte durch die Strassen, trank, ging zu den Dirnen, schlemmte Tag und Nacht, liess die schwarzen Frauen für sich tanzen und spielte mit Flaschen Kegeln. Nach acht Tagen hatte er regel- mässig seinen Gewinn durchgebracht, weshalb er sich von neuem aufs Meer begeben musste, was zur Folge hatte, dass er das Meer von ganzem Herzen verabscheute und es bloss als ein Fischreservoir für die Fischer und für die Küstenschiffer zum Preis eines Fünf-Francs-Stücks betrachtete; daher, als Henry ihn auf das Vergnügen ansprach, das ihm die Seefahrt bereiten müsse, und auf das Glücksgefühl, das er haben müsse, nun, da sie gleich losfahren würden:
  – Versteh ich nicht, antwortete er, für euch vielleicht, da es etwas Neues ist, aber für mich bedeutet es pure Langeweile, zwei Monate lang nichts als eine Fläche ohne Grün zu sehen. Allerdings hoffe ich, dass es das letztemal ist, oder aber ich springe bei der Rückkehr ins Hafenbecken. Der Teufel soll mich holen, wenn ich da drüben auch nur einen Sou ausgebe! Überdies, ohne meine Frau, die mir jedesmal, wenn ich heimkomme, Geld stiehlt, könnte ich mir das kleine Häuschen kaufen, von dem ich euch vorhin erzählt habe.

    Der Kaffee war eingenommen, das Gepäck an Bord der Aimable-Constance gebracht worden; Henry bezahlte den Hotelier, der ihnen eine gute Reise wünschte, und sie verliessen gemeinsam das Hotel.
    Es war elf Uhr am Morgen, das Wetter war schön, die Sonne schien auf die kupfernen Einfassungen der Reling, und der Griff der Treppe, die zu den Kabinen führte, glänzte wie aus Gold. Mit seinen abgewaschenen Planken, die in der Sonne trockneten, den Männern, die singend in der Takelage an den Seilen hochkletterten, und dem herrlichen Sonnenschein, der alles erstrahlen liess, hatte man den Eindruck, als finde auf dem Schiff ein Fest statt.
  – Verschwinde, du Lümmel, sagte der Kapitän Nicole und gab einem schlafenden Schwarzen, der auf der Brücke der Länge nach ausgestreckt lag, einen kräftigen Fusstritt in die Seite, verschwinde von hier, du versperrst dieser Dame den Weg... kein Murren mehr, oder ich mache dir Beine.
    Mme Émilie und Henry setzten sich neben das Steuerruder, um die Vorbereitungen für das Ablegen zu beobachten, und der Schwarze entfernte sich, um sein Schläfchen ein Stück weiter weg fortzusetzen; er trug einen alten weiten, völlig zerlumpten Mantel von einer Livree, sowie einen ganz zerknautschten und löchrigen Hut mit einer goldenen Borte; durch seine Stiefel hindurch sah man seine mit irgendwelchen dreckigen und blutbefleckten Lappen umwickelten Zehen, er machte einen vor Müdigkeit erschöpften Eindruck und schlief wie ein Toter. Er kehrte, nachdem er in Frankreich eine Zeit als Diener verbracht hatte, in seine Heimat zurück; Maître Nicole nahm ihn aus Gefälligkeit mit, unter der Bedingung, dass er ihn bediente.