Die erste Éducation Sentimentale


   Sie stand auf, ging zu ihm hin und packte ihn bei einem Knopf seiner Kleidung, und, während sie damit spielte, ohne ihn anzusehen:
  – Nun ja, ich hatte Unrecht, sagte sie, ich war ungerecht, höre nicht auf mich, sehen Sie, ich bin zu aufbrausend, ich rege mich auf, ich bin verwirrt. Ich habe Sie vielleicht verletzt, ohne es zu wollen, verzeihen Sie mir, denken wir nicht mehr daran, ja? Sie sehen, ich bin ein Kind, meine Mutter hat mich zu sehr verwöhnt, wissen Sie! sie verstand es nicht wie Sie, Männer grosszuziehen! Ein andermal werde ich bestimmt artiger sein! dabei liebe ich Sie doch so sehr! Sie müssen nicht überrascht sein, wenn ich eifersüchtig bin, aber ich habe Unrecht, denn du betest immer noch deine Émilie an, nicht wahr? du wärst untröstlich, wenn du sie verärgern würdest, mein Freund.
   Sie tätschelte ihm mit ihren Händen das Gesicht; der Vater Renaud machte hinter seiner Brille grosse Augen.
  – Ja, du bist lieb, armer Vater; hier sieh, umarme mich, ein Kuss... da, da, armer Guter!...
  – Ja, meine Liebe.
  – Da, noch einen.
  – Ja, noch einen, mein Täubchen.
  – Hier, hier, lieber Freund.
  – Ja, da, da.
  Und sie liebkosten sich zärtlich mit jenem sentimentalen Grunzen, das in einem Fall wie diesem unerlässlich ist.
  – Zum Beweis dafür, dass Sie mir nicht mehr böse sind, müssen Sie das tun, als hätte ich nie etwas gesagt.
  – Nein, nicht.
  – So tue es, sonst werde ich annehmen, dass du einen Groll gegen mich hast.
  – Ich will meinerseits nachgeben, ich bleibe.
  – Ich bin es, die dir befiehlt, ich bestehe darauf, dass du ausgehst.
  – Es ist nicht eilig:
  – Egal!
  – Ich bitte dich!
  – Nein, um dir eine Freude zu machen, bleibe ich, ich bleibe.
  – Ich muss dir eine Freude machen, geh, geh!
  – Nein, ich rühre mich nicht von der Stelle.
  – Los, nimm, hier ist dein Hut.
  – Warum dich so überwinden und mich drängen, dich zu verlassen?
  – Hör nicht auf mich, geh, nimm deinen Stock.
  – Nein.
  – Doch.
  – Jetzt nimm ihn schon!

  Und die Auseinandersetzung hätte vielleicht von neuem begonnen, doch Catherine kam herein:
  – M.Mendès bittet Sie, Monsieur, nicht zu vergessen, die Medizin abzuholen, er leidet sehr; der Ärmste ist blass wie sein Bettlaken, hin und wieder knirscht er mit den Zähnen; wenn M.Alvarès etwas zu ihm sagt, dann antwortete er sogleich mit einem Wutausbruch und wiederholt ständig: la puta! la puta!
  – Ah! la puta! wiederholte der Vater Renaud verblüfft, la puta! zweifellos phantasiert er.