Währenddessen wartete Mendès, der in seinem Bett lag und unter seinen Decken schwitzte, auf den
Arzt; Alvarès, der mit einem Kissen unter seinem Kreuz zu seinen Füssen sass, fühlte sich kaum
besser.
– Wenn ich sie nur bekommen hätte, sagte der erstere, anstatt zu...
– Ich bin darüber enttäuscht, sagte der letztere, auch...
– Nun, wie auch immer, seufzte Mendès resigniert.
– Nein, nein, doch daran zu sterben! wiederholte Alvarès ganz leise.
Schliesslich kam der liebe Doktor. Sie wissen es? diese wissenschaftliche Berühmtheit, einer, der mit den
ausgehaltenen Frauen begann, sich dann durch die Frömmlerinnen hochgearbeitet hatte und der seitdem fast zu
einem Parade- beispiel eines Geldverdieners durch Arbeit und Begabung geworden ist; doch nun war er keineswegs
reich und begnügte sich damit, dass man nach ihm rief. Er erkannte auf den ersten Blick, was unserem Freund
Mendès fehlte.
– Oh! oh! sagte er, als er ihn untersuchte, es gibt Komplikationen, das muss behandelt werden.
Und er machte sich daran, ein Rezept auszustellen.
Es waren nicht die Herzbeschwerden, die den Zustand von Mendès verur- sacht hatten. Eine lange Zeit hatte
er an Mme Dubois gedacht; mehr als sechs Monate hatte er jede Nacht davon geträumt und jeden Tag von ihr
gesprochen, er hatte für sie Kopien im Wert von vier Bänden angefertigt, um ihr zu gefallen, hatte ich
weiss nicht wieviele phantasievolle Krawatten und goldbestickte Westen gekauft; ungefähr alle vierzehn
Tage, an den Tagen, an denen sie zu Mme Renaud kam, schwor er sich morgens, ihr alles zu gestehen, ihr zu sagen:
ich bete dich an, und zu ihren Füssen niederzusinken; dann, wenn der Augenblick verpasst war, schob er es
mit einem neuen Entschluss auf, der beim Anblick des stattlichen Busens der Mme Dubois ebenso verstrich wie die
anderen zuvor. Sein portugiesisches Temperament, das durch ein beständiges Verlangen aufgewüht war,
war an einem Punkt angelangt, ihn wie einen Dampfkesssel platzen zu lassen, als er sich eines Abends, es war
ein glücklicher Abend, vom Renaud'schen Haus davonmachte, zum Faubourg Saint-Germain hinunterging,
die Brücken überquerte und die Rue du Helder, die Rue de la Michodière und die Rue
Grange-Batelière entlang lief.
Er kam gegen Mitternacht zurück und begeistert ins Zimmer von Alvarès; am nächsten Tag ging
er aus und kam ebenfalls zufrieden zurück, an dem darauf- folgenden Tag ging er wieder aus und kam auch wieder
zufrieden zurück; eines Tages jedoch ging er wie immer aus und kam wenig begeistert zurück. Das war
der Grund, weshalb der Doktor Dulaurier in diesem Augenblick ein so langes Rezept schrieb und warum in den
nächsten drei Wochen sein kleines gelbes Coupé jeden Morgen bei M.Renaud vor dem grossen Eingang
hielt.
Die Pillen folgten den Heiltranken und die Pastillen den Aufgüssen; Mendès erholte sich langsam,
und er nahm sich schon vor auszugehen und seine Kräfte beim Ranelagh auszuprobieren, um dort eine angenehme
Bekanntschaft zu machen, die die Erinnerung an Mme Dubois vollständig auslöschen und ihm dennoch alle
Aussichten auf ein mögliches Glück bieten könnte.