" Ein solcher Geist," sagt Heine, also von Napoleon sprechend, aber er hätte es ebensogut auf
Goethe anwenden können, dessen diplomatische Natur er stets mit dem Scharfsinn des Liebhabers verteidigte,
der sich heimlich mit dem Gegenstand seiner Bewunderung nicht einverstanden weiss, "ein solcher Geist ist es,
worauf Kant hindeutet, wenn er sagt, dass wir uns einen Verstand denken können, der nicht wie der unsrige,
sondern intuitiv ist. Was wir durch langsames analytisches Nachdenken und lange Schlussfolgen erkennen, das hat
jener Geist im selben Momente angeschaut und tief begriffen. Daher sein Talent, die Zeit, die Gegenwart zu
verstehen, ihren Geist zu cajoliren, ihn nie zu beleidige und immer zu benutzen. – Da aber dieser Geist
der Zeit nicht bloss revolutionär ist, sondern durch den Zusammenfluss beider Anssichten, der
revolutionären und contre- revolutionären, gebildet worden, so handelte Napoleon nie ganz revolutionär
und nie ganz contrerevolutionär, sondern immer im Sinne beider Ansichten, beider Principien, beider
Bestrebungen, die in ihm ihre Vereinigung fanden, und dem- nach handelte er beständig naturgemäss,
einfach, gross, nie krampfhaft barsch, immer ruhig milde. Daher intrigierte er nie im einzelnen, und seine
Schläge geschahen immer durch seine Kunst, die Massen zu begreifen und zu lenken. – Zur verwickelten,
langsamen Intrige neigen sich kleine analytische Geister, hingegen synthetische, intuitive Geister wissen auf
wunderbar geniale Weise, die Mittel, die ihnen die Gegenwart bietet, so zu verbinden, dass sie dieselben zu ihrem
Zweck schnell benutzen können."
Nietzsche sagt: "Gibt es einen Pessimismus der Stärke? Eine intellektuelle Vorneigung für das
Harte, Schauerliche, Böse? Eine Tiefe des widermoralischen Hangs? Das Verlangen nach dem Furchtbaren als dem
würdigen Feind?"
" ...der leergewordene Balg eines grossen Worts wird nach der Mode des Tags ausgestopft."
" Es ist das ein Wort wie ein Sack, in dem man die Winde des Aeolus fangen möchte."
" Wenn man das... Halbklugheit nennen wollte, so wäre bemerkenswert, dass gerade die andere,
ungenannte, oder um sie zu nennen, die dumme, niemals genaue und richtige Hälfte dieses Halbklugseins eine
unerschöpfliche Erneue- rungskraft und Fruchtbarkeit besass."
" Wahrscheinlich geht der Mond hinter dem Blumentopf eines verliebten kleinen Mädchens
schöner auf als über Asien."
"...war so vieldeutig wie das lockende Gelb im Schoss der strengen Lilie..."
"...in einer sogenannten grossen geistigen Persönlichkeit... fühlt sie [die Vor-
stellung]
sich so unsicher wie in einer ins Wasser geworfenen Pappschachtel..."
" Es [ein Gefühl] haftet wie ein eingeschossener Pfeil und schwirrt nicht wie ein Vogelschwarm
in immer erneute Weite."
" Gedanken, die Macht gewinnen wollen, hängen sich an Gedanken, die schon Macht haben."
" Die Wünsche und Eitelkeiten, die sonst ihr Dasein ausgefüllt hatten, lagen unter ihnen
wie die Spielzeughäuselchen und -höfchen im Talgrund, mit Gegacker und Gebelle und allen Aufregungen von
der Stille verschluckt."