VATER RENAUD fortfahrend – Somit muss ich gleichzeitig meinen Ruf, meine
Frau, mein Haus, mein Vermögen, meine Ehre, meine Zukunft, werde ich alles verlieren! mein Gott! alles! Wer
wird mir jetzt noch Zöglinge anvertrauen? Ich bin entehrt! das ist das Ende! Und mein Athenäum, das ich
im nächsten Jahr einrichten wollte, meine Abendkurse für junge Leute! Die Mütter mit Familie werden
nicht mehr kommen... Ah! Émilie, Émilie, wer hätte das vorhergesagt? ich habe ihr doch nichts
abgeschlagen!... ich bin ruiniert, ruiniert, ruiniert!!...
Die arme Mutter dachte an ihren Sohn, der sich, niemand wusste wohin, verlaufen hatte, verloren in der Welt und mit
einem Dämon umherirrend; sie stellte sich vor, er sei krank, läge im Sterben, würde sie alle
vermissen und sie nie wiedersehen, denn in ihrem Geist wurde er von einem unfassbaren Missgeschick ereilt, das
sich auszumalen dadurch noch schrecklicher wurde, als man es nicht genauer bestimmen und sich unter welcher Form
auch immer vorstellen konnte. Aufrecht, unbeweglich und mit gekreuzten Armen, im Gefühl, dass es nichts mehr
zu sagen gab, und sich im Voraus darüber ärgernd, richtete ihr Gatte, der durch diese Schwäche,
die er nicht vorhergesehen hatte, plötzlich in seinem Zorn gebremst wurde, nun ebenfalls hochrot und in
Tränen, einen wütenden Blick auf M.Renaud; er war auf etwas vorbereitet gewesen, das sich ihm
entgegenstellen würde, ein Hindernis, das es zu überwinden galt, und nun fand er nichts mehr, auf das
er sich stürzen konnte, als wenn auf einen Schlag der Boden weggezogen würde, auf dem man mit den
Füssen gestanden hatte.
M.Renaud, der mit auf die Brust gesenktem Kopf vor sich hinschluchzte, sah sein Haus schon als verloren an, leer,
zum Kauf angeboten und die zum Taxieren gekommenen Beamten an der Tür, die zur Abgabe eines Gebotes für
die Bettwäsche, die Kücheneinrichtung und das schöne Porzellanservice aufforder- ten; er dachte an
die Verbesserungen, die er für die Zukunft geplant hatte, an das nicht verwirklichte literarische Athenäum,
an den Flügel im Garten, um den er das Haus vergrössern wollte, daran, dass sein Name verbreitet und in
den Zeitungen gedruckt worden wäre, dass man ihn hinter den Kollegbänken geflüstert hätte, der
nun dem Spott presgegeben und Stoff für Belustigungen sein würde; und darüber hinaus dachte er,
erniedrigt durch jenen verdammten Bengel, der die Ursache von allem war, sowie durch jene schöne Frau, die
er gehabt hatte, dass er sie noch hätte haben können, die ja immer noch die seine war, und dass ihre
volle geschwellte Brust, die er einst ganz nackt gesehen hatte, sich vielleicht jetzt, in diesem Augenblick,
unter der eines anderen lustvoll hob.
Morel sah sie alle drei mitfühlend an.
– Haben sie nichts hinterlassen, fragte er M.Renaud, keinen Brief, nicht einmal eine einfache Notiz?
kein einziges Wort, aus dem sich etwa auf ihre Absichten schliessen liesse? Haben Sie denn in ihren Zimmern nichts
gefunden?
– Davon weiss ich nichts, antwortete M.Renaud.
– Sie sind nicht hineingegangen?
– Mein Gott, nein!
– Was für eine Nachlässigkeit, ereiferte sich M.Gosselin.
– Das ist unbegreiflich, sagte Mme Gosselin.
– Aber Sie können hineingehen, antwortete er sanftmütig; suchen Sie, schauen Sie sich um,
ich werde Sie hinführen.