Die dritte und die vierte Seite waren darüber hinaus mit wütenden Ausfällen wegen seines
unerwachsenen, belanglosen Daseins und mit eingestreuten sarkastischen Bemerkungen über sich selbst
angefüllt, denn er schien Freude daran zu haben, sich niederzumachen und in den Schmutz zu ziehen, als
hätte er Rache an seiner eigenen Person üben wollen; dessen ungeachtet beschäftigte er sich
nur mit sich selbst, sprach er nur von sich, er zerlegte, beschrieb, analysierte sich bis in die letzte Faser;
er betrachtete sich unter dem Mikroskop oder sah sich in seiner Gesamtheit; es war so, als hätte sein Stolz
ihn über sich selbst erhoben und als würde er sich mit Mitleid betrachten. Auf der fünften Seite
fand sich endlich auch der Name Henrys, Jules billigte seine Abreise und sein gesamtes Verhalten im allgemeinen,
und er liess sich ausführlich über die Liebe, die er seiner Geliebten entgegenbrachte, und über
das Glück aus, das sie ihm bescherte.
"Wie glücklich du bist, schrieb er ihm. Wie ich dich um dein Leben beneide! das Schicksal, das mir alles
vorenthalten hat, hat dich reich bedacht, du bist frei, keine Fesseln, die dich behindern, keine Rücksichten
auf niemanden, keine dieser Bindungen, mit denen der unterjochte Geist sich herumschlägt und unter denen er
sich windet, und dann wirst du geliebt! du hast die Frau neben dir, die du gegen alle anderen Frauen gewählt
hast und die dich gegen alle Männer gewählt hat; und dann lebst du in einer schöneren Welt, du
blickst nicht mehr zum bleiernen Himmel hinauf, der uns auf den Schädel drückt, du atmest nicht mehr
die schwere Luft, von der die Brust erstickt."
Es folgte eine Beschreibung Amerikas, ein Loblied auf seine Palmen und seine unberührten Wälder, und dann:
"Erzähle mir, welcher Beschäftigung du nachgehst? hast du vielleicht alte Volkslieder gesammelt, oder
einige Brocken primitiver Poesie dieser ganz verschiedenen Menschen, die so grossartig sein muss wie ihre
grossen Flüsse und funkelnd von Rubinen und Saphiren wie das Gefieder ihrer Vögel? Je mehr ich daren
denke, wirklich, umso mehr beneide und bewundere ich dich. Wie richtig es war, dorthin zu gehen! alle Wege
stehen dir offen, schlage mutig die besten ein. Zweifellos bist du schon erfolgreich, und du wirst reich
zurück- kommen; wieso nicht? was soll dir fehlen? bist du nicht in dem Land, in das man geht, um nach
Diamanten zu suchen, und aus dem mit Gold beladene Galeonen zurückkehren? Was soll's, nach allem! der
Reichtum ist in deinem Herzen, da es voller Liebe ist. Lebewohl, Henry, denke an mich, und wenn du in einer
schönen Nacht – denn in dem Land, in dem du dich befindest, sind alle Nächte schön, sagt
man – an die Schulter deiner Geliebten gelehnt und beim Duft der Zitronen- bäume und des Aloe die
Sterne funkeln siehst und deine trunkenen Augen sich geblendet von ihrem Glanz schliessen, dann denke auch an
mich, jeden Abend erhebe ich den Blick zu einem armseligeren Himmel, der mir aus seinen Wolken nur Wasser und die
Hoffnungslosigkeit seiner Trübseligkeit schickt. Lebewohl, lebewohl!"
Kaum hatte Henry den Brief zu Ende gelesen, als er das Bedürfnis verspürte, ihn irgendjemandem
vorzulesen, um ihm das Gefühl zu vermitteln, das er in ihm auslöste: er hatte nichts dazu zu sagen,
man musste ihn lesen und gleichzeitig die tiefe Bitterkeit, das Erstaunen und den Zorn spüren, der
ihm bei jedem Wort, bei jedem Buchstaben, den Punkten und Kommata, entgegenschlug.