Er suchte auch Gesellschaft, das heisst er ging zu Bällen und in der Stadt essen; er wurde geschätzt,
man lud ihn ein; er war, glaubt mir, ein charmanter junger Mann, der den Herren gefiel und den Damen nicht missfiel.
Da gab es auch eine, eine mit grossen schwarzen Augen und gekräuselten Haaren, die anfing, ihn auf eine recht
zärtliche Weise anzusehen und ihm in den Vorlesungen die Art von Zweideutigkeiten zu schicken, die man als
ernstgemeint auffassen kann; Henry hatte sich sogar schon in ihrem Haus vorstellen lassen und wartete auf eine
Gelegenheit, ihrem Ehemann einen Dienst zu erweisen. Aber wir wollen der Geschichte nicht vorgreifen.
Was Mme Renaud betraf, so kehrte sie, nachdem sie einige Zeit bei ihrer Freundin Aglaé verbracht hatte, in
ihre alte Bleibe unter dem ehelichen Dach zurück, welches das Ergebnis des geschickten Eingreifens der Mme
Dubois war, der es am Ende gelungen war, die Eheleute bei einem feierlichen Zusammen- treffen, das sie in ihrem
Haus zustandegebracht hatte und das ohne Ohnmachts- anfälle und Tränenausbrüche vonstatten gegangen
war, wieder zu vereinen: M.Renaud war immer noch zufrieden damit, seine Frau zurückzunehmen, und
erklärte sich bereit, mit der grösstmöglichen Vergebung alles zu vergessen.
Das Wohlergehen seines Etablissements hatte durch all die häuslichen Verwicklungen keineswegs gelitten, und
er hatte von keinen Gerüchten gehört, dass sein Liebesverhältnis mit Catherine bekannt geworden
wäre, noch dass Mendès geplaudert hätte. Was er nicht wusste, war, dass letzterer sein Rivale
war, ein glücklicher Rivale, der folglich den Mund hielt. Noch an demselben Tag, als er den Vater Renaud mit
Catherine auf dem Schoss, wie sie ihn an den Ohren zog, überrascht hatte, suchte er sie auf und machte ihr
deutlich klar, dass sie nun, da er Mitwisser ihres Geheimnisses war, von seiner Diskretion abhängig waren;
dass sie, nachdem er sie in einer offensichtlichen Position gesehen hatte, nicht ihre Tugendhaftigkeit vorgeben
könne, ohne lügen zu müssen, und dass sie folglich gut daran täte, ihn als Liebhaber zu
akzeptieren, wobei sie, wenn ihr etwas daran lag, ihren alten Geizkragen ruhig behalten könne, der ihr
auch weiterhin Geschenke machen würde. Dieser Vorschlag, der mit einer abgrün- digen Verschlagenheit
vorgetragen und von einem leidenschaftlichen Ton unterstützt wurde, erschien Catherine so vernünftig,
dass sie mit einer so ausdrucksvollen und eindeutigen Geste darauf einging, dass unserem Portugiesen für
einen Moment die Luft wegblieb. So wurde er von da an der Herzallerliebste von Mlle Catherine, und sie begann
ihn aufrichtig zu lieben, während der Vater Renaud mehr und mehr zurückgewiesen und, seinen
fortwährenden Bemühungen und den zweideutigen Geschenke, die er der Treulosen machte, zum Trotz,
beiseite geschoben wurde.