Ein junger Mann mit einem langen, dümmlichen Gesicht setzte sich neben den Vater Renaud auf dieselbe Bank wie
er und begann auf ihn einzureden und ihn zu trösten; er hatte sich unter die Wachsoldaten gemischt, ohne dass
der Wachposten es bemerkt hatte, und die Soldaten liessen ihn dort sitzen in dem Glauben, dass er einer der
festgenommenen Streithähne sei.
Doch es war niemand anderer als der gute Shahutsnischbach, der, als er die Rue de Tournon entlang ging – um
einen Einkauf zu tätigen, den Mme Renaud ihm aufgetragen hatte –, seinen Meister in einer so traurigen
Lage vorgefunden hatte und ihm aus Mitleid gefolgt war.
– Sie sind wenigstens gut, sagte der Vater Renaud zu ihm, Sie sind gut!
Und der gute Deutsche richtete ihn in der Tat so gut er konnte wieder auf, er ging selbst auf den Hof, befeuchtete
an der Pumpe sein Taschentuch, kam zu M.Renaud zurück und wischte ihm das Blut ab, das noch an seinem Gesicht
klebte; er bot sich ihm an, einen Arzt aufzusuchen, ihm eine Arznei zu besorgen, falls er eine benötigte,
zu Hause Bescheid zu sagen, alles was er wünschte, was es auch sei. Nachdem er ihn bis zu dieser Stunde kaum
beachtet und ihn wegen seines Mangels an Geist sogar verachtet hatte, verspürte der Vater Renaud nun ein
Bedauern und es überkam ihn ein Drang, ihn zu umarmen, ihn wie einen Sohn an seine Brust zu drücken.
Unterdessen informierte sich der Kommandant, der in dem Augenblick, als die Menge sich noch vor dem Eingang
der Kaserne drängte, von zu Hause vom Essen zurückkam, über die Ursache all diesen Lärms. Henry
übernahm es, ihm alles zu erklären, er erklärte es ihm als ein grosser Herr und schloss damit, ihn
zu bitten, ob er die Güte habe, ihm eine Bürste und ein Stück Seife bringen zu lassen, bevor er
ging, da sein Äusseres durch die Auseinandersetzung ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden sei.
Der Kommandant war vom Auftreten unseres Helden, von seiner Selbst- sicherheit, seinen Manieren eines
Gentleman sehr angetan.
– Sind Sie ebenso liebenswert wie es den Anschein hat? sagte er zu ihm, und wenn ich Sie zu einem
gemeinsamen Essen mit Freunden einladen würde, wären Sie so zuvorkommend und annehmen?
– Wohl denn, Kommandant, so muss ich wie mit dem Kerl heute in Zukunft mit allen Flegeln von Paris
umgehen, die mich schief ansehen; würden Sie mir aber gestatten, den nächstbesten Friseur aufzusuchen
und mich von ihm wieder- herrichten zu lassen.
– Was machen wir aber mit dem anderen? fragte der Amphitryon und zeigte auf M.Renaud; soll er die
Nacht hier verbringen?
– Pah! lassen Sie ihn laufen, sagte Henry in einem Ton grossartiger Nachsicht. Er ist ein Ungeheuer!
– Sie werden nicht darüber reden, sagte der Vater Renaud zu Shahuts- nischbach, indem er sich zu
ihm wandte; Sie werden mit niemandem darüber reden, verstehen Sie mich? vor allem nicht mit meiner Frau! Sie
werden ihr sagen, dass ich hingefallen bin, dass ein Karren mich umgefahren hat, dass ich für lange Zeit mein
Bewusstsein verloren habe, und dass das der Grund für meine Verspätung ist, denn sie wird schon sehr
beunruhigt sein.