Die erste Éducation Sentimentale


    Beim Essen mit dem Kommandanten gab es eine ansehnliche Butte in weisser Sosse und köstliche Makkaroni, die herrlich mundeten; im übrigen war das Essen angenehm und beim Dessert unterhielt Henry die Gesellschaft mit einem Bericht über sein Abenteuer; er klärte sie über die Ursache seines Hasses auf seinen unglücklichen Gegner auf, und alle lachten mit vollem Herzen darüber.
    So sahen die Folgen des letzten Zusammentreffens aus, das M.Renaud und Henry hatten.

Sechsundzwanzigstes Kapitel

    Ungefähr zu derselben Zeit stiess Jules etwas Beklagenswertes zu; er war zum Spazieren hinaus auf die Felder gegangen, die Blätter trieben vor ihm her, flogen im Wind davon und raschelten unter seinen Füssen; es war am Abend, alles war ruhig, sein Inneres ebenso.
    Der Qualm von dem Laub, das man im Herbst verbrennt, stieg langsam zum grauen Himmel auf, und der von Hügeln eingerahmte Horizont war voller weissem Dunst; er schritt dahin, und kein anderes Geräusch drang an sein Ohr.
    Er sprach nur in Gedanken zu sich selbst, während seine Augen unbestimmt über die Wege glitten, die sich dahinwanden, über den Bach, der dahinfloss, über das Gebüsch am Wegesrand sowie über die langen Furchen, von denen, wenn er näherkam, die Krähen mit einem heiseren und weichen Schrei aufflogen.

    Wie oft hatte er schon dieselbe Landschaft gesehen, mit all ihren Ansichten und zu jeder Jahreszeit, in der strahlenden Sonne, von Schnee bedeckt, mit den Bäumen in voller Blüte, das reife Getreide, am Morgen in Rot getaucht, am Abend, wenn die Herden zurückgetrieben werden, und darüber hinaus in jedem Alter seines Lebens, in jedem Zustand seiner Seele, fröhlich, traurig, übermütig oder verzweifelt; zuerst als Kind, dann im Gymnasium, als er abseits von den anderen träumend am Waldesrand spazieren ging; dann als Heranwachsender, der sich dem Leben öffnet, den Geruch des Ginsters einatmet, auf dem Moos ausgestreckt wie auf einem Bett und bei den sanften Küssen eines Windhauchs, der sein Gesicht streift, vor Trunkenheit schaudernd; oder aber, mit Henry auf dem feuchten Gras laufend, über alles Mögliche redend und dabei auf nichts achtend; oder aber allein und ernst, während er über die Herbheit von Obst und die Grossartigkeit des Tages sinnierte, um das Plätschern des Baches über die Kiesel in seinen Geist eindringen zu lassen, über den Lärm der Fuhrwerke, das Meckern der Ziegen, über das Antlitz der Blumen, die Formen der Wolken, die Färbungen des schwächer werdenden Lichts, um all diese Harmonie zu verstehen und ihren Gleichklang zu studieren.
    Auf all diesen Bäumen hatten seine Blicke geruht, mal heitere und reine, mal düstere und von Tränen getrübte; auf all diesen Wegen war er umhergeirrt, strahlend und auf der Höhe seiner Kraft, sowie mit von Kummer eingeschnürter Brust und eingeschlossen in den Qualen seines Überdrusses.