War das nicht vielleicht Fox? der Spaniel, den er damals Lucinde geschenkt hatte? Zweifellos hatte sie
ihn verloren, und da er seine Herrin nicht wiederfinden konnte, kam er in seine frühere Heimat, zu seinem
ehemaligen Zuhause zurück; er hatte ungfähr dieselbe Grösse, dasselbe Verhalten, etwa das gleiche
Fell; und er rief ihn zweimal: Fox! Fox! Der Hund lief für einen Augenblick weg, um in einem Graben zu
trinken, er ging bis zum Bauch hinein, um die erschöpften Glieder zu baden, schnappte sich mit den
Zähnen zwei oder drei grüne Schilf- rohre, die am Rand wuchsen, und begann mit langen Zügen zu
trinken: dabei beschrieb seine schlabbernde Zunge Kreise auf dem gelblichen unbeweglichen Wasser, das ein
letzter Sonnenstrahl in ein tiefes Blutrot tauchte.
Nach und nach wurde es dunkel; die violetten und orangenen Farben des Tages verloren sich unmerklich im Weiss des
Himmels, der allmählich vom aufgehenden Mond erhellt wurde. Der Hund kam heran und legte sich zu Füssen
Jules', öffnete langsam sein Maul und gähnte auf eine bedrückte und traurige Weise; ein Mensch
hätte nicht schmerzlicher und kummervoller seufzen können.
Doch woher kam dieses Tier? was wolte es? je mehr er jedoch darüber nachdachte, glaubte er in ihm seinen
alten Spaniel wiederzuerkennen; doch warum hörte er nicht mehr auf seinen Namen? Lucinde hatte ihm vielleicht
einen anderen gegeben, dann hatte sie ihn verjagt, ihn vielleicht geschlagen, damit er davonlief. War seitdem eine
lange Zeit vergangen? an welchen Orten war sie mit ihm gewesen? wo hatte sie ihn zurückgelassen? auf welchen
Wegen war er gekommen?
Und Jules empfand ein unendliches Mitgefühl mit diesem unbedeutenden Wesen, das ihn mit einer solchen
Ergebenheit ansah; dann erinnerte er sich an den Tag, an dem er ihn geschenkt bekam; es war ein Donnerstag, ein
Festtag, er wurde ihm in einem Korb auf einem Tuch gebettet gebracht; er erinnerte sich an die Zeit, als er noch
ganz klein war, sich auf dem Rasen verlief und nieste, wenn die Grashalme ihm in die Schnauze piekten; morgens
kam er zu ihm ins Bett, wühlte in seinen Bettlaken, biss in die Decken und zog die Fussmatte durch das Zimmer;
abends, wenn Jules vom Kolleg zurückkam, erkannte er ihn an seinen Schritten und bellte, wenn er ihn von weitem
kommen hörte. Wenn er das Haus verliess, hatte er ihn bei sich, liess ihn hierhin und dorthin laufen, dann
jagte er im Unterholz, erschreckte die Hühner durch die Hecken hindurch, tollte und rannte herum, während
sein Herr in seine Träumereien versunken seinen Spaziergang fortsetzte. Dann war er grösser und
schöner geworden, man bewunderte ihn, die Damen streichelten ihn, fuhren mit ihren weissen Händen
in sein langes seidenweiches Fell, strichen ihm über den zarten, länglichen Kopf; Lucinde hatte ihn,
als sie ihn sah, geküsst, und hatte ihn haben wollen.
Ah! warum war er ihr gefolgt! und wie war das in der Zeit, als seine kleinen Pfoten auf dem gewachsten Boden im
Zimmer seines früheren Herrn tappten! "Bist du es? fragte er ihn, bist du es, Fox? Fox, erkennst du mich
wieder?" Und er tätschelte ihn. Doch als er die Wärme dieser völlig nackten und rauen Haut
spürte, zog er seine Hand mit Abscheu zurück und entfernte sich mit Ekel.