Die erste Éducation Sentimentale


    Es war kein Jaulen mehr zu hören, das Tier war still und tat nichts mehr, ausser seine gelben Pupillen noch zu vergrössern, wobei es Jules vorkam, als spiegelte er sich darin; das Erstaunen war auf beiden Seiten, wie sie sich gegenüberstanden und jeder den anderen nach etwas fragte, das nicht gesagt wurde. Beide erschauderten bei dieser Gegenüberstellung, erschraken vorein- ander und jagten sich gegenseitig Angst ein; der Mann erzitterte beim Blick des Tieres, in dem er eine Seele zu erkennen glaubte, und das Tier erzitterte beim Blick des Mannes, in dem es vielleicht einen Gott sah.
    Der Gedanke Jules', der schneller anwuchs als eine Flamme, war zum Zweifel geworden, der Zweifel zur Gewissheit, die Gewissheit zu Grauen, das Grauen zu Hass. "Krepiere doch, schrie er es an, wobei er vor Wut zitterte und ihm einen plötzlichen heftigen Fusstritt auf seine Schnauze versetzte, krepiere! krepiere! Hau ab! lass mich zufrieden!"
    Der Hund lief davon; Jules fühlte sich erleichtert, als er ihn nicht mehr sah; er kehrte in seine gewohnte Ruhe, in seine Freiheit zurück; er war ganz überrascht von seinem Gefühlsausbruch, dachte aber bald nicht mehr daran: Auf einmal leuchteten zwei Augäpfel in der Dunkelheit und kamen näher: er kam zurück, er war da, er lief durch das Gebüsch, er humpelte beim Laufen, seine Pfoten blieben in Schlamm stecken, er rutschte aus. Jules hob Händevoll Erde vom Boden auf und schleuderte sie gegen ihn, um ihn zu verjagen; er lief davon.

    Jules machte sich auf den Weg, um in aller Eile nach Hause zurückzukehren, und versuchte wenigstens die ersten Häuser der Vorstadt zu erreichen, doch der Hund hatte einen langen Umweg durch die Felder genommen und war wieder da; Jules verjagte ihn wieder, er verschwand, kam dann zurück und warf sich heftig auf den Boden. Jules lockerte mit seinen Fingernägeln Steine, riss Sträucher ab, alles, was er finden konnte, und schleuderte sie gegen ihn, bis er ihn ein Stück weit weg gejagt hatte; danach glaubte er, dass er nicht zurückkehren würde und für immer fort wäre, dass dies das letztemal gewesen wäre, aber nein! das Tier schien aus dem Boden zu kommen, schien darin zu verschwinden und wieder aufzutauchen; ganz plötzlich stand der Hund vor einem, sah einen an, öffnete das Maul und bleckte mit einer abstossenden Grimasse die Zähne; er bellte nicht mehr, er berührte kaum den Boden und spürte nicht die Schläge, die man ihm versetzte, er senkte nur den Kopf zwischen seine Beine, wobei er sich zur Seite neigte, und verschwand augenblicklich wie ein Schatten.
    Es regnete, es war eine düstere Nacht, die ganze Stadt schlief, die Strassenlaternen warfen schaukelnd ihr rötliches Licht durch den Nebel; man hörte nur den Regen auf das Pflaster fallen, es tropfte mit einem Platschen von den Dächern, anschwellende Rinnsale ergossen sich in den Strassen. Die, in der Jules wohnte, war gerade und schnell, das Wasser aus dem höhergelegenen Quartier, das hier abgeflossen war, hatte sich durch sie ergossen, die Steine glänzten, als hätte man sie gewaschen, der Regen peitschte auf sie und spritzte auf, es war ein Geräusch wie von Hagel, gleichmässig und andauernd; er wandte den Kopf... nein! er hatte sich getäuscht.