Um sich aber von dieser Besessenheit zu heilen, widmete er sich solchen Werken, die ihm Charaktere boten, die
von dem seinen ganz verschieden waren, von einer Art, anders zu fühlen als er selbst, und Stilrichtungen, die
nicht dem von ihm gepflegten Stil entsprachen. Was er dabei entdecken wollte, war die Entwicklung einer
schöpferischen Persönlichkeit, die Entfaltung eines mächtigen Gefühls, das die äussere
Natur durchdringt, sie mit ihrem eigenen Leben beseelt und in seine Farbe eintaucht. Doch sagte er sich, dass diese
äusserst subjektive, manchmal grandiose Art und Weise sehr wohl falsch sein könnte, weil sie eintönig
ist, und eingeschränkt, weil sie unvollständig ist, und er erforschte ebenso die verschiedenartigen Gestalten
der Klänge, die Vielfalt der Linien und Formen, ihre Unterschiede im Einzelnen und ihre Harmonie als Ganzes.
Früher war seine Ausdrucksweise langatmig, undeutlich, übersteigert, über- bordend, gespickt
mit Verzierungen und Feinheiten und an beiden Enden ein wenig schwammig, nun wollte er ihr eine freiere und genauere
Form geben, sie geschmeidiger und kräftiger machen. Zudem wechselte er von einer Schule zur anderen, von einem
Sonett zu einer Dithyrambe, von einem trockenen Stil Montesquieus, schneidend und glänzend wie Stahl, zum
sprunghaften und entschlossenen Ausdruck Voltaires, rein wie ein Kristall, geformt und geschliffen wie ein Dolch,
von der Fülle eines Jean-Jacques zu den Schwingungen eines Chateaubriand, von den Aufschreien der modernen
Schule zu den würdevollen Formen Ludwigs des XIVten, von den naiven Freizügigkeiten Brantômes zu
den theologischen Schärfen d'Aubignés, von dem verhaltenen Lächeln Montaignes zu dem schallenden
Gelächter Rabelais'.
Er hätte gern etwas von der Frische der Renaissance geschaffen, mit dem altertümlichen Duft, den man
auf dem Grund eines neuen Geschmacks findet, in der durchsichtigen und klangvollen Prosa des Zwölften Jahrhunderts,
und sie verbunden mit der analytischen Genauigkeit des Dreizehnten, der psycholo- gischen Tiefe, seiner Methode, ohne
jedoch auf die Neuerungen der modernen Kunst zu verzichten, vielmehr, wohlgemerkt, um die Poesie seiner Zeit zu
bewahren, die er auf eine andere Weise erlebte und die er gemäss seinen Bedürfnissen erweiterte.
So begann er mit Entschlossenheit eine umfassende Untersuchung des Stils; er verfolgte die Entstehung einer Idee
und gleichzeitig jene Form, die ihr zugrunde liegt, ihre im Dunkeln liegenden parallelen Entwicklungen, eine
göttliche Verschmelzung, durch die der Geist, indem er sich der Materie angleicht, sie ebenso unsterblich
macht, wie er selbst ist. Doch diese Geheimnisse geben sich nicht einfach preis, und um einige zu erfahren, muss man
schon viel darüber wissen.
Als er die hervorragenden Werke mit ganzem Eisatz seines Herzens in sich aufnahm, um sich von dem Prinzip
durchdringen zu lassen, das sie hervor- gebracht hatte, und sie losgelöst in sich selbst im Hinblick auf ihre
Schönheit, des weiteren in Beziehung zu ihrer Wahrheit, die sie verkörpern und ausdrücken, sowie im
Hinblick auf ihre Ausdruckskraft betrachtete, begriff er, was Originalität und Genie ist, und entwickelte
eine tiefe Verachtung für alle Poeten der Welt.