Die erste Éducation Sentimentale


    Die Zeitungen erschienen ihm mit ihrer Ergebenheit dem Land gegenüber und ihrer Verneigung vor der öffentlichen Moral ebenfalls als eine unerschöpf- liche Quelle von Possen, mit der Unbeholfenheit ihres Stils und der Belang- losigkeit ihrer Gedanken gleich Bleibehältern, die mit Sand gefüllt sind; die grossartigsten, bedeutungsschwersten, auftrumpfendsten, hochfliegendsten Ideen waren für sie die besten, was hiess, dass es fast nur Charivari und den Tintamarre gab, die ihn nicht mehr zum Lachen brachten.
    Er erfuhr an der Börse, dass der Stamm der Turkareten noch nicht ausgestorben ist; am Medizinischen Institut, dass die unbehaarten Enkel des Diafoirus keineswegs degeneriert waren, und im Palais, dass die Brid'oisons sich noch immer treffen.

    Das lächerliche Äussere ist zurückgegangen, doch der Boden scheint im umgekehrten Verhältnis angewachsen zu sein; das ist am schwierigsten zu erfassen, ist komplexer, vertraulicher, intimer. Man nehme als Beispiel die verfassungsmässige Regierung: war sie nicht in sich selbst etwas ganz und gar Attisches und von ihrem Wesen her zum Lachen? ein System, in dem der unabänderliche Gedanke, wenn Sie es vorziehen, die monarchische Idee, kontinuierlich in Gestalt der verschiedenen Minister wiederkehren, lässt es nicht unwillkürlich an jenes Schaubudentheater denken, in dem man ein und dieselbe Figur nacheinander als Bauer verkleidet, als Kutscher, Soldat oder Koch hervorzieht, wobei abwechselnd der Sanfte, der Furchterregende, der Arglose auftritt, um von dem armen Mädchen eine Mitgift zu erpressen oder ihr die Unschuld zu rauben?
    Er ging in die Oper; er sah Prozessionen, Kreuze, Altäre, hörte die Orgel spielen und Psalmen singen. Er ging in Kirchen; dort wurden Kontretänze aufgeführt, und dieselben Leute, die er am Abend zuvor als Priester oder als Mönche gekleidet dort gesehen hatte, wie sie mit einem ihrer Kostümierung entsprechenden Ausdruck sangen, waren immer noch da und übten ihre Kunst aus, doch jetzt voller Schwung und Fröhlichkeit, mit Haarwickeln, weissen Handschuhen, mit Manschetten und einer Goldkette. Dann wiederum sah er am Abend beim Essen die wieder, die er am Morgen in Messgewändern bei der Messe gesehen hatte, wie sie tranken und mit gutem Appetit assen, mit den Damen plauderten und es sich wohlergehen liessen.
    O Molière! Molière! rief er in seinem Innern aus und bewunderte die Moralvorstellung des Königlichen Staatsanwalts und das Pflichtgefühl der Staatsbediensteten!
    Man lud ihn ein, an einer philanthropischen Versammlung teilzunehmen; er ging hin; zu Beginn drängte man sich so sehr am Eingang, um den besten Platz in der Nähe des Ofens zu ergattern, dass er beim Eintreten fast erstickte. Es ging darum, den Menschen innerlich zu verbessern; man begann sich so heftig darum zu streiten, wer als erster das Wort ergreifen dürfe, dass schliesslich jeder laut brüllte, um sich Gehör zu verschaffen, und Jules aus Angst, Schläge abzu- bekommen, ging.