An einem anderen Tag wohnte er einer feierlichen Versammlung einer Gesellschaft für Enthaltsamkeit bei; die
Veranstaltung fand um 9 Uhr abends nach einem ausgiebigen Essen, das der Präsident gegeben hatte, statt; fast
alle Mitglieder erschienen angetrunken und erklärten, ihren Schülern nur Tee und Limonade zu gestatten;
die, welche am meisten getrunken hatten, waren die redefreudigsten, die Merkmale ihrer Trunkenheit zeichnete sich
in ihren Gesichtern ab, einige mussten sich sogar übergeben.
Er machte die Bekanntschaft eines jungen katholischen Schriftstellers, dessen Bücher mit einer dogmatischen
Moral in den Klöstern geschätzt und deren fromme poetische Ergüsse von Beichtvätern ihren
jungen Sünderinnen empfohlen wurden; Jules begegnete ihm bei den Strassendirnen.
– Ah! ah! hier treffe ich Sie an, guter Mann, sagte er zu ihm.
– Wieso? antwortete der, nichts ist einfacher, mit dem Geld, das mir meine ätherischen
Liebesgeschichten einbringen, bezahle ich die Nutten, und während ich das Fasten predige, gehe ich bei
Véfour essen.
Die Neider, die Spitzbuben, die Aufschneider sind zu zahlreich, um auf sie einzugehen, und im Übrigen
gehören sie zu sehr zur menschlichen Natur, als dass man sie speziell der einen oder einer anderen Epoche
zuordnen könnte; wenn er aber seine Aufmerksamkeit besonders auf das Groteske einer Gesell- schaft und auf
das Lächerliche, zu der sie fähig war, richtete, dann entdeckte er davon in der unsrigen so viel, dass
er, was das komische Genre betraf, zu denselben Schlüssen kam, die er hinsichtlich des tragischen gezogen
hatte. Folglich war er zu Anfang geneigt, sich mit den Saint-Simonisten zu belustigen, doch dann machten die
Fourieristen das Rennen, sowie auch M.Cousin, den er sehr komisch fand, bis er etwas von Pierre Leroux las.
Was bringt einen zum Lachen, wenn alles lächerlich ist? Es ist für einen Autor in der Tat sehr misslich
zu befürchten, dass, was an Dummheiten er auch immer seinen Witzfiguren in den Mund legt, die ernsthaften
Leute ihm mit noch grösseren aufwarten können.
Man kann keine Karikatur von der Karikatur selbst machen. Wo soll man den Stoff für eine Satire hernehmen?
wer hat uns etwas anzubieten? Könnte es vielleicht die Universität sein? doch die Jesuiten beanspruchen
sie für sich; oder vielleicht die patriotischen Redner? doch die aufrechten Journalisten werden nicht von
ihnen ablassen; die Gelehrten? und die Künstler, du lieber Gott! zweifellos der Stolz der Tenöre? aber
was ist mit den Tänzern, der Himmel erbarme sich! Ihm fiel auch noch die Académie ein, die sich aus
hervorragenden Bürgern, ehemaligen Ministern, gichtigen Pairs, zu Reichtum gekommenen Polizeikommissaren,
Schriftstellern, die Geist besitzen, um nichts zu schreiben, und aus ein paar Kritikern zusammensetzt, die das
Pech hatten, und in die demnächst auch Ofensetzer, Notare und Wechselagenten aufgenommen werden. Was soll's!
sind die, welche sie attackieren, nicht von einer grösseren Vermessenheit und die, welche in sie hinein
wollen, von einer platteren Unbedarftheit?
In einem Salon hörte er einen Mann Verse rezitieren; es waren mittelmässige Verse, und die Hände
des Poeten waren ziemlich schmutzig.
– Wer ist dieser Kerl? fragte er seinen Nachbarn.