Häufig suchte er einen in angenehmen Verhältnissen lebenden Mann auf, einen ausgebufften
Verführer, der regelmässig eine ernsthafte Liebesbeziehung im Monat hatte, ohne die übrigen
vergangenen mitzuzählen, die mehr oder weniger lange andauerten; eine neue Geliebte war jedesmal
vortrefflicher als die vorherige, an Seele, an Herz, an Schönheit, an Poesie usw., und folgte auf sie
eine neue, dann lachte er über alles, was er über die vorhergehende und über alle anderen gesagt
hatte. Als er eines Tages Jules einen Brief vorlas, den ein neuer Engel ihm mit der Post geschickt hatte, beging
Jules den Fehler, bei einer Wendung laut zu lachen, die er als von G.Sand stammend wiedererkannte:
– Sie sind nicht würdig, das zu verstehen, rief der empfindsame Mensch aus, der sich in seinem
dreiundvierzigsten Glück befand; gehen Sie, Sie tun mir weh! Sie sind ein herzloser Mensch, solcher
vertraulicher Mitteilungen unwürdig.
Auf der Strasse traf er auf drei junge Männer, die vorhatten, über die Stränge zu schlagen:
– Komm mit, sagten sie zu ihm, wir gehen zu einem bombastischen Abendessen, alles ist im Voraus
bezahlt, einschliesslich der Damen, die es zum Dessert gibt, und der Scheiben, die vielleicht zu Bruch gehen.
– Danke, antwortete Jules ihnen, das ist nicht mein Ding.
– Ach so! entgegneten sie, du liebst an den Frauen nur ihr Aussehen und von den Flaschen nur den
Pfropfen!
Und sie gingen weiter, wobei sie hinzufügten: "Um uns abzuweisen, muss man entweder ein Heiliger oder ein
Impotenter sein", wohingegen der andere, der Mann mit den zahlreichen Liebschaften, sagte: "Das ist ein
gewöhnlicher Mensch, der nicht die schöne Seite der Liebe verspürt, für ihn ist das Materielle
alles; was für Laster er haben muss!"
Eine Woche später sah er die drei Aufreisser wieder, die noch immer krank von dem Gelage waren; sie sprachen
über die Kunst des Feierns; Jules äusserte zu diesem Thema so überwältigende Pläne, so
grandiose Ideen, dass die drei unisono ausriefen:
– Was für ein toller Kerl Sie sind! was für ein Typ! Zur Hölle, wie Sie ticken!
wir wollen damit nichts zu tun haben. Sowas nennt man durchgeknallt!
Am selben Abend kam der Liebestolle ihn besuchen; Jules glaubte das Richtige zu tun, wenn er über den Charme
beginnender Liebesbeziehungen sprach, die Freude, von der das Herz bei den ersten Blicken erfüllt wird, dem
unvermeidlichen Erzittern, von dem man ergriffen wird, dieser sanften Neigung, auf der das Leben dahingleitet, als...
– Ha, unterbrach ihn der Freund, ich bin nicht so platonisch. Sie erinnern sich, Pauline, die Frau,
die ich vor drei Wochen erobert habe? Ihr Ehemann ist verreist, und sie kommt jeden Tag zu mir, um mindestens vier
Stunden mit mir zu verbringen, die Nächte nicht mitgerechnet; ich habe sie hart drangenommen, wissen Sie! sie
ist jetzt eine Tigerin. Das muss man sehen! Wir verschaffen uns so viel Vergnügen, wie wir können, wir
bereiten uns so viel, dass wir uns umbringen, wenn es so weitergeht. Was sagen Sie dazu, habe ich nicht recht?
Jules dachte über die fortgesetzten Gedankenlosigkeiten und Schwankungen all dieser Leute nach, die im
allgemeinen alle in ihrer Umgebung lebten, während er, der im Gegensatz dazu weiterhin mit sich selbst
lebte und eine gerade Linie verfolgte, sich in einer fortwährenden Nicht-Übereinstimmung mit der Welt,
dabei aber mit seinem Herzen lebte; daraus leitete er folgenden Grundsatz ab: Die Inkonsequenz ist die
allerhöchste Konsequenz, der Mensch, der heute nicht absurd ist, war es gestern und wird es morgen sein.