Die erste Éducation Sentimentale


    Bis jetzt hatte er keine Ambitionen gehabt, doch er würde in Zukunft vielleicht welche haben, wenn er mehr Dinge entdecken würde, die es zu erreichen gilt und ihm an jedem Tag, an dem er einige erreicht, noch mehr bleiben, die erreicht werden müssen: der Appetit kommt beim Essen und die Begehrlichkeit beim Schauen.
    Zur Vervollständigung seiner Bildung hatte er sich die Begriffe vieler Dinge angeeignet, um umfassend Bescheid zu wissen, und sich mit einem oder zwei ausgesuchten, speziellen Themen grüdlich befasst, um sich tiefgründig zu geben; er beherrschte ausreichend die Mathematik, um einen Garten auszumessen, und wusste genug über Chemie, um gegenüber einem Apotheker nicht als unwissend zu erscheinen.
    Was die Malerei betraf, so kannte er sich über Kupferstiche aus; was die Geschichte anging, so wusste er die Gesamtdarstellungen auswendig; er bedient sich auch der technischen Ausdrücke der Werkstätten, und er zitiert die Quellen. Er hat nicht alles von Corneille gelesen, doch er kann einige Reden aus seinen am wenigsten bekannten Stücken vortragen; er liest lateinische Werke mit der Übersetzung im Blick und die griechischen Werke in der lateinischen Fassung.

    Er war in Italien, mit der Folge, dass er hin und wieder Gelehrten, die das Land studiert haben, förmlich widerspricht. Da er in Amerika gelebt hatte, ist es auch nicht gestattet, über die Neue Welt zu sprechen, ohne dass er seine Ansicht über sie kundtut, und man muss ihm Glauben schenken.
    Er hält sich über Politik mit dem Moniteur auf dem Laufenden und über die Künste mit den gewöhnlichen Zeitungen; Sozialwirtschaft, Philosophie, Industrie, Handel und öffentliche Arbeiten, er ist ein Mann, der über alles reden kann und niemals dummes Zeug von sich geben wird.
    Einen ganzen Winter lang hat er einen Anatomiekurs besucht, er geht zu den Konzerten des Konservatoriums, er weiss sogar etwas über musikalische Komposition, wohingegen er keinen Geigenbogen halten oder ein Trinklied singen kann.
    Man sieht ihn sehr angetan von den Stücken, die gerade angesagt sind, während er die, welche durchfallen, mit Sarkasmus bedenkt; sein grosser Vorzug besteht darin, dass er den richtigen Augenblick erkennt, in dem ein guter Ruf entsteht, und den, wenn er hin ist. Also bemüht er sich, den Namen, die gerade an Klang gewinnen, Glanz zu verleihen und den Abstieg jener zu hassen, die dabei sind, ihn einzubüssen. Ist ein solcher Fall eingetreten, dann bewundert man seine zutreffenden Einschätzungen und die Unabhängigkeit seines Geistes, abgesehen davon, dass er nun neue Freundschaften schliessen und sich darüber hinaus mit Siegesbekundungen schadlos halten kann.
    Er hat nicht gerade wie sein Vater vorgefertigte Ansichten über alle möglichen Dinge, aber da er die Menschen nach einer ganz persönlichen Erfahrung beurteilt und bei dieser Überprüfung einzig und allein auf eine klare Aussage aus ist, aus der er seinen Vorteil ziehen kann, berücksichtigt er all das nicht, was er nicht sieht und beschränkt sich zu gern auf Annahmen hinsichtlich dem, was er sein sollte; er vertraut den Ideen, die nicht erfahrbar sind, nicht besonders, ebenso- wenig wie den Gefühlen, die sich nicht im Handeln äussern; auch täuscht er sich manchmal, wenn er spontane Einfälle auf immer dieselben Ursachen zurück- führen will oder aus belanglosen Dingen schwerwiegende Konsequenzen ableitet.