Er trinkt von diesen namenlosen Strömen, die den Gedanken über sich selbst hinaustragen,
oder aber er umschlingt nach Belieben die unerschöpflichen Ozeane, deren Tiefe er ergründet oder
deren Ufer er erforscht. Die Geschichte breitet sich vor seiner Erinnerung aus, die Menschheit erscheint
vor seinen Augen, er berauscht sich an der Natur, die Kunst erleuchtet ihn dank seiner Klarsicht. Für ihn
sind alle Poesien und alle Harmonien die einzige Poesie und die grosse Harmonie! ihm gehören der Gesang
aller Stimmen, die Verbundenheit aller Seelen, die Gestalt aller Körper! Er nimmt die Farbe an, gleicht
sich der Substanz an, verkörpert den Geist und vergeistigt die Materie; er durchdringt, was nicht
spürbar ist, er empfindet, was ganz und gar unaussprechlich ist und gibt wieder, was sich nicht
ausdrücken lässt, er zeigt euch die überbordenden Ideen und die Geistesblitze, auf die man
nicht gefasst ist; er dringt vom Werk zu der Eingebung vor, die es geschaffen hat, und den unterschiedlichen
Veräste- lungen nachspürend, die sich entfalten wie ein Segel, das am Himmel oder über die blaue
Oberfläche der Meere gleitet, treibt und steigt er auf in die Weiten, aus denen sie gekommen sind, auf der
Suche nach dem verlorenen Ursprung dieser Feuer, die auf die Erde herabgekommen sind, und nach dem verborgenen
Quell dieser Fluten, die sich bis zu uns ergiessen. Von der Zeder bis zur Primel, von der Schlange bis zur Frau,
vom Hirten, der seine Herde zur Tränke führt, bis zum Landesherrn, der seine Armeen befehligt, zu den
Völkern, die den durch Gesetze zusammengehaltenen Gesellschaften ihren Namen vorlallen, vom Lachen bis zum
Heulen, vom Hass bis zur Liebe überschreitet er die Stufen, durchläuft er alle Wege, dringt er durch alle
Labyrinthe, besorgt um die erste aller Formen, um den Typ aller Gesichter, weshalb sie auf die Welt kommen, wie sie
leben, zu welchem Zweck sie absterben, zu welchem Ziel hin sie sich entwickeln, ob sie neu entstehen oder vergehen.
Er ruft in zerstörten Palästen mit den menschenleeren Peristylen das laute Echo der Feste wach,
das in ihren Gewölben ertönt, und das Flackern der Kandelaber, die das Gemäuer erleuchten; er sucht
auf verlassenen Sandflächen nach den Spuren riesiger Wellen, die hier verschwundene Monster-Lebewesen und grosse
perlmuttglänzende und himmelblaue Muscheln vor sich her trieben; er denkt an das vergessene Liebesleben
derer, die in ihrem Sarg liegen und an den zukünftigen Todeskampf jener, die sich mit ihrem Lächeln
über den Rand von Wiegen beugen.
Ein Mitgefühl für die Leidenden, ein Erbarmen, das auf den Leidenschaften lastet, ein Skeptizismus,
der alle Ereignisse erfasst, all das lässt ihn das Leben mit einem ruhigen Blick betrachten, der ihm, um seinen
Sinn zu verstehen, das Vergangene mit all seinem Lärm, die Menschheit und all ihre Neigungen, Gott in seiner
Unfassbarkeit und die Seele mit all ihren Träumen vor seinem Auge erstehen lässt. Das ganze Universum wird
durch diese Anrede aufgerufen; er selbst sitzt abseits auf einem einsamen Thron wie ein König, der die
Tribute entgegennimmt, und tröstet sich in seiner Traurigkeit, indem er den silbernen Baldachin über
seinem Kopf betrachtet oder sich von dem dummen Geschwätz, mit dem diese Menge beschäftigt ist, und
von der Lächerlichkeit, die über dem Ganzen schwebt, zu erholen.
Indem er die innere Bewegung, die sie stören würde, unterdrückt, kann er in sich die
Empfindsamkeit schaffen, die erforderlich ist, um etwas hervorzubringen; das Dasein liefert ihm die Gelegenheit,
es liefert das Unveränderliche; das, was das Leben ihm bietet, gibt er der Kunst; alles kommt zu ihm hin und
geht wieder, ein Hinfliessen der Welt und ein Zurückfliessen von ihm weg.