er stattet seine Aufführung mit allen Vorzügen der Inszenierung aus, mit den erlesensten Kulissen,
mit von Chören vorgetragener Musik und mit den ausgesuchtesten Tänzen im Takt seiner Sprache; er
erträumt sich seine Schau- spieler in der Pose von Statuen und hört sie mit kraftvoller Stimme seine
grossen Monologe vortragen oder beim Liebesgeflüster seufzen; dann geht er mit vollem Herzen und mit
erhitzter Stirn aus, gleich jemandem, der auf einem Fest gewesen ist oder einem grossartigen Schauspiel beigewohnt
hat.
A Propos Schauspiel: erhebe dich, lieber Leser, noch nicht von deinem Sessel, bevor ich selbiges, das ich
dir hier darbieten wollte, zu Ende gebracht habe, das zu verfolgen, so fürchte ich, dir weniger Vergnügen
bereitet hat, als ich dabei hatte, es voranzutreiben, und so wünsche ich dir wenigstens für die Zukunft,
wenn dir danach ist, ebenso heitere Stunden wie die, die ich verbracht habe, als ich dieses Papier mit Tinte
geschwärzt habe.
Gehen wir es schnell noch einmal durch! versammeln wir, damit wir gleich zum Ende kommen, noch einmal alle
Personen auf der Bühne. Sie haben sich bei den Händen gefasst, um noch ein letztes Mal des Wort zu
ergreifen, bevor sie in den Kulissen verschwinden und dem Vergessen anheim fallen, wenn der Vorhang gefallen und
die Beleuchtung erloschen ist.
Da ist zunächst Mme Renaud, was ist aus ihr geworden? wie ist es ihr ergangen?
Ihr Gatte ist jetzt ein veritabler Pensionsleiter, ein einfacher Geschäftsmann, der mit Suppe und mit
Latein handelt; er hat sein bisheriges Haus verkauft, hat sein anspruchsvolles Erziehungskonzept aufgegeben und sich
ein grosses Etablissement gekauft, in dem er zu moderaten Preisen Schüler beherbergt; so wurde die Institution
der vornehmen Art, mit der wir ihn kennengelernt haben, durch eine der gewöhnlicheren Art ersetzt: da gibt es
kein Speisezimmer mehr, sondern einen Speisesaal mit rot gestrichenen Tischen und dem Fliesenboden, der an jedem
Samstag geschrubbt wird; es gibt auch keinen Garten mehr, man spielt im Hof, in einem viereckigen sandigen Hof, mit
sechs unansehnlichen Linden, in die die Schüler ihre Namen einritzen. Und ein Salon, wozu wäre er gut?
Mme Renaud bleibt in ihrem Zimmer und M.Renaud seinerseits befasst sich mit dem Studium grosser
Männer. Émilie macht sich nicht mehr fein, geht nie ins Theater und empfängt niemanden. Man
sieht sie, da sie zurückgezogen in ihrem Zimmer bleibt, höchstens noch zur Essenszeit; sie hat ihren
Gatten sogar dazu überredet, ein zuverlässiges Zimmermädchen einzustellen, das sich um die
Wäsche kümmert und den kleineren Jungen die Haare kämmt, eine Aufgabe, die es nur widerwillig
übernahm. An jedem Sonntag geht sie zur Messe.
Die häuslichen Ausgaben haben sich beträchtlich verringert, man gibt keine geselligen Abende mehr,
das würde einen schlechten Eindruck machen. M.Renaud widmet sich ganz seinen Pflichten, er begleitet seine
Zöglinge selbst zum Kolleg und verlässt das Haus nur abends, wenn alle schlafen gegangen sind, zweifellos
um einen Rundgang zu machen und um Luft zu schöpfen; diese Gewohnheit gibt er niemals auf.
Sie leben unter denselben Bedingungen und in einem selben Einvernehmen wie zu Beginn dieser Geschichte.
Wird M.Renaud dabei reich werden? ich habe keine Ahnung. Hat Mme Renaud wieder einen Liebhaber? ich weiss
es nicht.