Die erste Éducation Sentimentale


    Ich kam zurück auf meine Galeere, trat mit einem triumphalen Hochmut ein, ich hatte Mühe, nicht in Lachen auszubrechen. Mein Bürochef begann mich barsch wegen meiner Unpünktlichkeit zu rügen; er hätte mir zusätzlich zu den Vorwürfen eine Ohrfeige verabreichen können, ich hätte sie ihm nicht zurück- gegeben, so glücklich und hochgestimmt war ich, so sehr fühlte ich mich gross, stark und reich, so sehr hatte ich Mitgefühl und Mitleid mit dem armen Teufel, der so mit mir redete. "Geh! ich nehme es dir nicht übel, sagte ich zu mir, weder deine Dummheit, noch deine Unverschämtheit; schreibe in Frieden, Angestellter! peitsche deine Hunde aus, Diener! ich bin das nicht mehr; los, du Spiesser, spitze deine Feder, schreibe deine Zahlenkolonnen, verdiene dein Brot, du armes Schwein, armer Schwachkopf, los, los!"
    Und die mit Tinte bespritzten Wände, das Pult, an dem ich mich den ganzen Tag krumm gemacht hatte, der Stuhl, auf dem ich gesessen hatte, der Läufer aus Stroh, die abgenutzten Steinplatten, die Gitter der Büros, und die Decke, zu der ich häufig gähnend verzweifelte Blicke gerichtet hatte, all dies betrachtete ich erstaunt, als wären es völlig neue Dinge, und ich fragte mich, ob ich hier wirklich gelebt habe, ob tatsächlich ich es war und ob ich mich nicht täuschte.

    Das ist das letztemal, dass ich hierher komme, sagte ich mir, ganz bestimmt das letztemal; später werde ich mich darüber wundern, dass ich hier gelebt habe, und werde sogar gern an diese Zeit zurückdenken, denn was für ein Leben ist meines! was für eine Zukunft! was für Werke! Die letzte Nacht, die er in der Strafkolonie schläft, streckt der Häftling sich auf dem Brett aus, auf dem er geseufzt hatte, findet Freude daran, mit seiner Kette zu rasseln; er zieht lachend seine schwere Kugel hinter sich her und verschlingt innerlich alle Bitternisse seiner Erniedrigung, um sich morgen, wenn er frei sein wird, gut an sie zu erinnern. Mit welcher Freude wird er die Arme in die Luft strecken! er kann überallhin gehen, wie er will. Wie er sich auf dem Lande tummeln wird! wie er sich auf dem frischen Gras ausstrecken wird! Und ich, Henry, ebenfalls, ich atmete die von den Tintenfässern verpestete Luft ein, ich blätterte emsig die Seiten der Register um, ruiniert die Federn, schrieb, ich arbeitete schnell, schnell, ich erniedrigte mich, fläzte mich lachend hin, und wenn alle um fünf gegangen waren, war ich es, der sich die längste Zeit nahm, um die Papiere auf meinem Schreibtisch zu ordnen, und der letzte, der seine Schublade zuschob und die Tür schloss.
    Mir gehört die Zukunft! wieso sollte ich daran zweifeln? Die Zuversicht fliesst mir im Blut, in meinen Gliedern spüre ich diese fliessende und zirkulierende Kraft, mit der man Welten entwurzeln könnte, ich habe den Kopf voller Werke, das Herz ist gross und neu und bereit zu erlesenen Aufschwüngen und riesengrossen Schwingungen. Ich war befreit, erholt, ein Abgrund lag zwischen meinem vergangenen und meinem jetzigen Leben. Noch heute fällt es mir schwer, zu begreifen, dass so viele Dinge an einem Tag passieren können. Weshalb sonst konnte ich mir so stolz, so edel, würdiger, reifer, sogar sanfter und milder vorkommen? Die Luft des Himmels war warm wie im Frühling, ich ging über den Boulevard; obwohl die Bäume noch keine Blätter hatten, zwitscherten die Vögel schon oben in den Ästen; ich dachte an Lucinde, es schien mir, dass sie mich lieben würde, dass ich schöner wäre; eine strahlende Zuversicht kam mir vom Himmel herab, eine Freude zu leben, die ich bis dahin nicht gekannt hatte.