Was für ein Aufruhr! was für ein Lärm in der Küche, im Büro, im Salon, in den Zimmern,
überall! Das Haus war von oden bis unten gereinigt worden, alle Möbel geputzt, alle Teppiche
ausgeschüttelt; Lampen wurden beim Lampenhändler und Diener in der Garküche ausgeliehen; das
Klavier war umgestellt worden, die Sessel hatten nicht mehr ihre Schutzhüllen, auf der Treppe gab es Blumen
und am Eingang hingen Lampions. Jedesmal, wenn ein Besucher eintraf und seine Schritte draussen zu hören
waren, eilten Mendès und Alvarès herbei, um die Neuankömmlinge zu sehen und da zu sein,
wenn sie eintraten.
Mme Dubois traf als eine der ersten ein. Mendès fiel fast in Ohnmacht, als er sah, wie sie im Vestibül
ihren Pelzmantel ablegte und ihre fülligen Schultern entblösste, die im Kontrast zu ihrem granatfarbigen
Samtkleid wie Alabaster glänzten; es war oben so eng, dass das Fleisch über den Rändern herausquoll
und der Stoff in es hineinzuschneiden schien; die gute Frau trug ein grosses Perlencollier und in der Hand einen
Fächer, der ihr gewiss dazu dienen sollte, ihr hochrotes Gesicht mit Luft zu kühlen.
Aber das Herz von Alvarès pochte in seiner Brust nicht weniger heftig, als Mlle Aglaé, noch
leichter und noch ätherischer als sonst, mit einem spitzen- besetzten Band im Haar und mit langen weissen
Handschuhen, mit Schwanen- federn, die ihr bis zu den Ellbogen reichten, ihn im Vorbeigehen huldvoll grüsste,
wobei ihre zu Locken gedrehten Haare und ihre Ohrringe in Schwingungen versetzt wurden. Ihr Bruder folgte hinter
ihr und trug ihren Schal und ihre Boa.
Gegen neun Uhr traf schliesslich der Rest der Eingeladenen in festlicher Kleidung und mit feierlichen Mienen ein;
die Herren nahmen die Damen bei der Hand, und der Ball wurde eröffnet. Es wurde im Marschschritt getanzt,
vorwärts, rückwärts, die Lackschuhe glitten über den gewachsten Boden, die Herren
lächelten und die Damen hielten sich vornehm zurück.
Der Sohn von Mme Lenoir, wie immer als Artillerist, mit Tschako, Säbel und mit Sporen ausstaffiert, schlief auf
einer Bank; Mlle Clara tanzte die ganze Nacht an der Seite ihres Papa; Mlle Hortense, ihre Grosskusine, die eine
Krone aus Rosen im Haar und eine blaue Schärpe um den Hals trug, betrachtete sich im Spiegel und kokettierte
vor dem Bruder von Mlle Aglaé, der sich in der Rolle als Solist gefiel; Shahutsnischbach, der im Vorzimmer
geblieben war, half den Dienern, die Platten vom Esszimmer in den Salon zu tragen; Ternande, aufrecht auf den Fersen,
hatte einen Dreiviertel-Gesichtsausdruck, um von Mme Lenoir bemerkt zu werden, die ihrerseits Alvarès
ansah, der Mlle Aglaé ansah, die eine Miene der am meisten Unverstandenen der Welt zur Schau trug; Mme
Dubois hatte einen Ausdruck von Mattigkeit in ihren kleinen Augen und brachte ihre rundlichen Vorzüge zur
Geltung, die von Mendès wegen eines jungen Mannes, der genau vor ihm stand und melancholisch mit seinem
Lorgnon spielte, während er träumerisch zur Decke sah, um seinen Kopf bewundern zu lassen, teilweise
nicht wahrgenommen werden konnten.