– Tanzen Sie doch, sagte Mme Émilie ganz leise zu Henry.
– Aber ich kann nicht tanzen, antwortete er.
– Sie lügen, sagte sie, versuchen Sie es doch... Oh! ich bitte Sie darum, mit mir... wollen
Sie es mir abschlagen?
Mlle Aglaé spielte eine feurige Mazurka, Ternande entführte Mme Lenoir, Mendès hatte sich schon
Mme Dubois geschnappt, der junge Mann mit dem Lorgnon wurde von Mme Émilie erhört, die zum Träumen
gut tanzte. Jedesmal, wenn sie bei Henry vorbeikam, streifte ihr Kleid seine Beine, die weiche Seide schmiegte sich
fast an seine Hose, und er wartete jedesmal mit einer unendlichen Ängstlichkeit darauf, dass sie wieder bei ihm
vorbeikam.
Sie setzte sich wieder
– Wollen Sie es nicht versuchen? sagte sie zu ihm.
– Sie wissen doch, dass ich es nicht kann.
– Wer will, der kann auch.
– Und ausserdem gibt es noch zu viele Leute.
– Ist es nicht vielleicht aus Eitelkeit, dass Sie sich weigern? Ich habe Sie nicht für so
eingebildet gehalten.
– Aus Eitelkeit! o nein, aber...
Ternande ergriff Mme Émilie's Hand, und sie entfernten sich zusammen. Diesesmal kam sie noch schneller
vorbei; Henry, immer noch auf demselben Platz, aufrecht und an die die Wand gelehnt, sah sie erscheinen und wieder
entschwinden, provokant spöttisch, den Körper nach hinten gebogen, den Kopf herumgedreht und den Mund halb
geöffnet. "Was für eine Kokette! sagte er sich, glaubt sie, dass ich sie bewundere?" Und tatsächlich
bewunderte und begehrte er sie, schnitt in seiner Phantasie ihr Kleid von oben bis unten auf und stellte sie sich
nackt vor, völlig nackt, in dieser Haltung.
– Sie sind ziemlich übelgelaunt, sagte sie, als sie sich wieder auf ihren Platz gesetzt hatte.
Und als sie wieder zu Atem kam:
– Ich bin sicher, wenn Sie wollten, könnten Sie tanzen wie irgendeiner.
– Sicher, ich bedaure sehr, dass ich es nicht gelernt habe, antwortete Henry, aber ich möchte
nicht mit Ihnen einen Versuch machen.
– Weshalb nicht? ich bin eine gute Lehrerin, sagte sie.
– Wirklich?
– Ganz sicher, sagte sie lachend, wobei sie ihn direkt ansah.
Und er lachte auch, wobei ihm sehr wohl klar war, dass sie sich über ihn lustig machte.
– Ah! für heute gewähren Sie mir diese Gunst, mein liebes Herz, sagte M.Renaud und ging
auf seine Frau zu.
– Sie sind zu liebenswürdig, als dass ich es Ihnen abschlagen könnte, mein hübscher
Kavalier, antwortete sie in demselben Ton.
Mlle Hortense stimmte einen Walzer von Strauss an, Ternande ging voran, Mendès folgte ihm, M. und Mme Renaud
tanzten zusammen; er nahm die Posen eines chinesischen Apollo an und schwenkte übertrieben schmachtend von
einer Seite zur anderen, und sie, sie lachte wie eine Verrückte und liess sich von ihm ziehen.