Die erste Éducation Sentimentale


als der Schnee unter seinen Schritten knirschte; und die fahlen Dämmerungen an den schlimmen Tagen, als man nicht mehr leben wollte – was weiss ich? was weiss ich noch? Er dachte an die erste Liebe seiner Kindheit und an seine Liebschaften, die danach kamen und die ihm ernsthafter erschienen; er träumte von der sanften Stimme seines Kindermädchens, wenn sie an seinem Bett sang, damit er einschlief, an die klare, samtweiche, vibrierende Stimme Mme Renauds, wenn sie sprach; er dachte an alles, an was man so denkt, und träumte von allem, wovon man so träumt.
    Er hörte unten in ihrem Zimmer die Pendeluhr sieben schlagen, er schloss das Fenster, setzte sich auf einen Stuhl und schlief ein. Die Kerze brannte immer noch auf dem Kaminsims und wurde im Spiegel reflektiert.

  Vierzehntes Kapitel

    Am Abend kam er, bis zum Rücken beschmutzt und durchnässt bis auf die Knochen, mit bewegter Stimme und bleich im Gesicht bei Morel an. Sobald er eingereten war, liess er sich in einen Sessel fallen und nahm wie ein Verzweifelter den Kopf zwischen seine beiden Hände.
  – Passen Sie auf, sagte Morel zu ihm, Sie zerknittern mir die Spitzen meiner Weste.
  – Ah! mein armer Morel!
  – Stehen Sie ein wenig auf, Sie sitzen auf meiner Hose.
  – Ich bin ein ganz und gar unglücklicher Mensch! fuhr Henry fort.
  – Wo zum Teufel habe ich meine Stiefel aus rotem Maroquin-Leder gelassen? antwortete Morel
   Er nahm den Feuerhaken und stocherte mit ihm unter dem Bett.
  – Wenn Sie wüssten, was ich durchgemacht habe!
  – Ich sollte unter der Kommode nachsehen, sagte Morel zu sich selbst, ich bin doch mit ihnen nach Hause gekommen! wenn ich sie da gelassen hätte, hätte ich es wohl bemerkt, meine ich.
  – Nein, nein, ich halte es nicht mehr aus! rief Henry aus, es muss ein Ende haben!
  – Ah! da sind sie! Geben Sie es zu, es wäre schade gewesen, solche von der Art sieht man höchst selten. Stellen Sie sich vor, mein Alter, wir haben in dieser Nacht ein Höllenleben hinter uns; nach dem Champagner kam der Punsch, nach dem Punsch haben wir Grog getrunken, dann Kirsch, Rum, die ganze Palette, schliesslich haben wir einen gesalzenen Hering verspeist, wegen der Verdauung, und haben dann noch zwei Stunden lang Bordeaux getrunken. Vor dem Abgang wurde uns ein Frühstück serviert, und wir mussten noch einmal essen; ich war derjenige, der am meisten getrunken hat; ah! ich kann nicht mehr!
   Und er gähnte homerisch, wobei er die Arme ausstreckte und die Schultern und die Fäuste krachen liess.
  – Wenn Sie wüssten, wie es mir ergangen ist, denken Sie nur! Ah! mein Gott! mein Gott!
  – Ah! wir haben herzlich gelacht. Beim Souper war da so ein deutscher Baron, der mit der kleinen Irma gekommen war; er verstand kein Wort Französisch und wollte alle Frauen umarmen. Er war voll wie ein Pole und trank aus seinem Hut; man machte sich über ihn lustig, ohne dass er es merkte, liess ihn alle möglichen Sachen herunterschlucken, Essig, Senf, ganze Radieschen, wie eine Pille, es war zum Totlachen; übrigens hatte er ausgezeichnete Zigarren.