Die erste Éducation Sentimentale


    Da der Regen immer noch anhielt, verlangten die Damen Droschken, die sie zurückbringen sollten; man wartete lange, und während dieser ganzen Zeit beschuldigte Mme Renaud übelgelaunt und gnadenlos Henry, für diese Verzö- gerung verantwortlich zu sein; sie peinigte ihn, quälte ihn, riss ihn in Stücke, er wusste weder, was er sagen, noch, was er tun sollte, Wut und Liebe zerrissen ihn gleichermassen, er hätte jemanden schlagen mögen, er wünschte sich Gefahren herbei, um sich dann darüber erheben zu können, Opfer, die er bringen könnte, wünschte sich, herausragende Dinge zu vollbringen, mit denen er die anderen herabsetzen könnte; doch es geschah nichts Ausserordentliches, das ihn in den Augen der Frau, die er liebte, hätte gross aussehen lassen können.

    Der Zufall wollte es, dass Mendès und Alvarès in dieselbe Droschke stiegen wie er und er mit ihnen allein war, da Mme Dubois und Mlle Aglaé so schnell wie möglich nach Hause wollten und Mme Émilie sie in der anderen Droschke begleitete, zusammen mit Ternande und dem anderen jungen Mann, der immer in ihrer Nähe war. Die beiden liebenswerten Söhne Lusitaniens breiteten sich nun gegenseitig die Freuden ihrer Herzen aus; sie rieben sich die Hände, sprachen schnell, seufzten, gestikulierten, blickten zum Himmel hinauf, sangen und lachten.
  – Sie hat mir gesagt: "Ganz sicher werde ich mich für lange Zeit an Sie erinnern" sagte Alvarès.
  – Sie hat mir gesagt: "Was für schwarze Haare Sie haben!" sagte Mendès.
  – Was für eine Taille! fuhr Alvarès fort.
  – Was für ein Busen! antwortete Mendès.
  – Ich bin sicher, sie hat bemerkt, dass ich sie liebe.
  – Was für ein Dummkopf ich bin, noch zu zögern! habe ich nicht gespürt, wie sie beim Tanzen auf meinem Arm lag?
  – Glaubst du, Mendès, dass ich Erfolg haben werde?
  – Zum Donnerwetter! Und ich, glaubst du, dass ich eine Chance habe?
  – Ganz gewiss! Aber wenn du ihr schreiben würdes, was meinst du?
  – Ich überlege es mir, das werde ich tun.
  – Hast du bemerkt, wie sie mir Danke gesagt hat, als ich ihr den Steigbügel gehalten habe, als sie auf das Pferd stieg?
  – Hast du gesehen, wie sie mich angesehen hat, als ich sie gegrüsst habe?
  – Sie wird bald wieder bei Mme Renaud sein.
  – Bestimmt, dann werde ich in den Salon hinuntergehen, wir werden unsere Unterhaltung wiederaufnehmen, und ich werde ihr den Brief zustecken
  – Bei Gott, nein! ich werde sie sofort bei der Taille umfassen.
  – Ja, es ist beschlossene Sache, ich werde ihr ins Ohr flüstern: ich bete dich an!
  – Egal, ob sie verärgert ist.
  – Ich pfeif' drauf.
  – Ich riskiere es.
  – Das Schicksal hat darüber entschieden!
  – Es ist alles entschieden, ich bin ganz sicher, sie hat mich verstanden.
  – Bei der ersten Gelegenheit...
  – Aber ja... Du bist auch der Meinung, nicht wahr, dass ich mich an meiner Stelle nicht abhalten soll.
  – Sicher! und ich?
  – Aber ja, du auch! Pah, warum nicht?
  – Vivat!
  – Vivat!
   Sie wälzten sich auf den Wagenpolstern, schlugen, auf die Gefahr hin, sie zu zerbrechen, mit den Fäusten gegen die Scheiben.