– Wirst du daran denken, es sofort in Auftrag zu geben, so wie ich es dir beschrieben habe? Sie will
es so haben, weisst du? vergiss es nicht!
Ein Angestellter mit einer Feder hinter dem Ohr und einem Blatt Papier in der Hand rief die Herren Reisenden auf.
Henry umarmte seine Begleiter, seine Mutter zum dritten Mal; er nahm seinen Platz im offenen Wagen ein und die
Tür wurde geschlossen. Er streckte seine Hand über dem Einstieg hinaus und gab allen noch ein letztes
Mal die Hand; Jules stieg auf das Trittbrett:
– Denk daran, es innen nähen zu lassen, flüsterte er ihm ins Ohr.
Der Knall einer Peitsche ertönte, der Wagen ruckte und rollte los, und alle, die als Begleitung von jemanden
gekommen waren, entfernten sich und gingen ihrer Wege.
Sechzehntes Kapitel
Henry langweilte sich während der ganzen Fahrt. Er sass zwischen einem schnarchenden dicken Mann und einem
Engländer, einem Bildungsreisenden, der die Namen aller Haltestellen in sein Album schrieb.
Er schlief nicht, schrieb ebenso wenig, sondern hockte auf seinem Platz, rollte sich ein wie eine Schnecke in ihrem
Haus, und begann zu grübeln. Er überliess sich der Bewegung des Wagens, der, gezogen von sechs Pferden,
leicht schaukelte wie ein Schiff; er betrachtete die Bäume, die vor dem Einstieg vorbei- zogen, und die Steine,
die am Rand des Grabens ausgegestreut lagen. Damit die Zeit verging, betrachtete er auch das grünliche Gesicht
des schlafenden dicken Mannes und den roten Backenbart des Engländers.
Während er die Orte wiedersah, die er das erstemal vor sechs Monaten gesehen hatte, dachte er an die vergangene
Zeit mit all den Ereignissen zurück, die sich seitdem zugetragen hatten, und das amüsierte ihn eine volle
Stunde.
Sowie man sich Paris näherte, wurde Henry froher gestimmt. Ihn überkam eine unbändige Lust, das
Renaud'sche Haus wiederzusehen, Mme Renaud so vorzufinden, wie er sie zurückgelassen hatte, sein gewohntes
Dasein wieder aufzunehmen, sein Leben mit den liebgewonnenen Erinnerungen von neuem zu beginnen; er schien etwas
Neues zu erleben, eine vage Erwartung, die seine Seele kitzelte.
Ihn überkam ein unaussprechliches Zittern, als er den Schlagbaum sah, er atmete freier, er war angekommen, er
würde sie bald sehen, in wenigen Augenblicken. Erstaunt, sein Herz so stark schlagen zu spüren fragte er
sich, woher diese Freude kam, und er fand dafür keinen Grund.
Der dicke Mann wachte auf und nahm seine Plüschmütze ab, um seinen Hut aufzusetzen, der an einer Schnur
hing; der Engländer, der mit dem Arm in einem Riemen und mit dem Stift in der Hand eingeschlafen war, erwachte
ebenfalls, steckte den Stift ein und klappte sein Notizbuch zu.