Die erste Éducation Sentimentale


    Nun, lesen Sie hier, was in dem von Jules stand:
       JULES AN HENRY

    "Alles ist aus, sie sind abgereist!
  Gestern früh suchte ich Bernardi auf.
  – Er ist letzte Nacht abgereist, sagte man mir.
  – Und Mlle Lucinde?
  – Ebenfalls abgereist.
  – Und Mme Artémise?
  – Sie auch.

  Ich ging zum Theater, der Hausmeister war nicht da, es war niemand da. Ich ging zum Hotel zurück und fragte noch einmal nach ihnen.
  – Sind Sie es, den sie mir genannt haben, damit Sie ihre Schulden begleichen? fragte mich der Hotelbesitzer; sie haben nämlich nicht bezahlt! Ich musste sie gehen lassen, was soll man bei solchen Leuten machen?
    Ich ging zu ihrem Zimmer hoch, in dem sie logiert hatten, es war leer. In dem Lucindes lagen Lockenwickler aus Papier und schwarze Nadeln auf dem Kaminsims, das war alles. Man war schon dabei, es auszufegen, und die Laken waren schon von den Betten entfernt worden. Schliesslich ging ich und trat auf die Strasse, ich verliess die Stadt und floh, ich weiss nicht wohin. Was für ein Verrat! ich konnte es nicht glauben... Aber ich wollte sie wiederfinden, sie wiedersehen, wenigstens die eine wiedersehen und ihr Lebewohl sagen.
[... Auf den folgenden drei Seiten berichtet er, dass er zur Landstrasse lief und die Truppe in der Ferne zu entdecken glaubte, wie sie in eine Kalesche einstieg, die daraufhin davonfuhr. ]

    Ich habe keine Hoffnung mehr, noch ein Vorhaben, noch die Kraft, noch den Willen, ich laufe und lebe vor mich hin wie ein Rad, das man angeschoben hat und das weiterrollt, bis es umfällt, wie ein Blatt, das im Wind fliegt, solange es von der Luft getragen wird, wie ein geworfener Stein, der sich abwärts bewegt, bis er am Boden ankommt, – eine menschliche Maschine, die Tränen vergiesst und Schmerzen absondert, etwas Unabänderliches ohne irgendeinen Grund, geschaffen von einer verständnislosen Kraft, die selbst nichts versteht.
    Das Leben ist angenehm für die, welche eine Leidenschaft zu befriedigen, ein Ziel zu erreichen haben; ich dagegen, welche Leidenschaft, meinst du, soll ich haben? gib mir eine; auf welches Ziel kann ich mich ausrichten? zeige mir eines; das alles ist eine schreckliche Sinnlosigkeit, ein geschmackloser, mit Ängsten vermischter Wahnsinn.
    Das Säckchen, das du mir geschickt hast, werde ich behalten; wenn ich sterbe, wirst du dafür sorgen, dass ich mit ihm begraben werde, dass es mir mit den langen Bändern, die eigentlich von fröhlicheren Händen jeden Tag gebunden und wieder gelöst werden sollten, auf der Brust befestigt wird; ich will, dass diese duftende Seide mein Herz vor dem Kontakt mit dem Leichentch schützt, das wird mich in meinem Schlaf wärmen."

    Mme Émilie trat ein; Henry liess sie sich auf seine Kniee setzen, und sie verbrachten eine Stunde damit, sich zu sagen, dass sie sich liebten und dass sie glücklich wären.