Ich kam dort an. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Es gab nur auf einer alten Brücke eine Mühle,
die mich bespritzte, als ich vorbei ging; hinter der Brücke begann der Anstieg. Die Wut verlieh mir neue
Kräfte und ich wollte hinaufsteigen, aber ich konnte nicht mehr und liess mich, mit dem Tod in der Seele, voller
Ärger und erschöpft, in einem Seitenweg neben der Strasse fallen.
Ich erhob den Kopf; in der Ferne, auf der Mitte des weissen Bandes der grossen Strase bewegte sich
ein dicker schwarzer Punkt, der immer kleiner wurde, je mehr er sich von mir entfernte; es war ganz still, nur ein
dumpfes Geräusch, das bis zu mir drang, war zu hören; hin und wieder hielt der schwarze Punkt an und
bewegte sich dann wieder. In diesem Augenblick drang die Sonne durch die Wolken und tauchte den Gipfel des
Gebirgszuges, der bis zum Himmel zu reichen schien, in volles Licht, und ich sah auf der einen Seite der
Strasse zwei Formen, die eine nahe der anderen, sich lösen. Die Sonne schien noch heller, als wolle es
scheinen, dass der Boden sich von selbst aufhelle, wie ein farbiges Glas, das man von innen beleuchtet, und ich
erkannte den Lenker des Wagens und seine zwei Pferde, die auf der Höhe des Anstiegs verschnauften. Auf der
linken Seite gab es ein kleines Gehölz, aus dem die beiden undeutlichen Formen herausgekommen waren und die
in diesem Augenblick auf das Trittbrett der Kalesche stiegen; ich glaubte etwas Blaues und etwas, das sich wie ein
Kleid bauschte, zu erkennen. Und dann vergrösserten sich all diese Objekte, und ich konnte sie deutlich
erkennen. Bernardi reichte Lucinde den Arm, er trat zu ihr und umarmte sie, und ich glaube, sie lachten und
sprachen über mich. Dann setzte wieder ein lebhafteres Rollen ein, und ich presste mein Ohr gegen den Boden,
um es länger zu hören.
Ich bin wieder in das Tal hinuntergestiegen, habe wieder dieses Dorf durchquert, durch das ich im
Laufen gekommen war, habe mich mit den Ellbogen auf das Brückengeländer gestützt und dem wirbelnden
Wasser zugeschaut, das Büschel von Pflanzen, die es am Ufer mit sich gerissen hatte, davontrug; Moos wuchs an
der Mauer bis zu mir herauf, als wollte es mich zudecken, die Strömung redete zu mir und rief mich zu sich. Oh!
wäre ich doch einer dieser Wassertropfen, die wild dahinflossen und die sich sogleich unter dem Druck ihres
Zorns auflösten!
– Erbarmen! Erbarmen! flüsterte an meinem Ohr ein kleines zerlumptes Mädchen, das mit
nackten Füssen im Staub lief und mir mit lächelndem Gesicht seine Hand entgegenstreckte.
– Geh weg, geh weg! rief ich mit aller Kraft.
Denn mich hatte ein Verlangen erfasst, gemeinsam mit ihm in einem Strudel unterzugehen, seine verzweifelte
Stimme zu hören, zu sehen, wie es von der Strömung an den vom vorbei treibenden Fluss glitschigen
Mauern zerschmettert würde; und ich floh, als hätte ich es getötet.