Die erste Éducation Sentimentale


    Den ganzen Tag irrte ich dem Zufall ausgeliefert in der Landschaft umher, traurig und streunend wie ein Wolf; ich trat das Getreide nieder, riss Blätter ab, zerkratzte mich an dem dornigen Gebüsch und an den Steinen der schwierigsten Wege und freute mich beim Anblick meiner blutigen Hände und über meine wundgelaufenen Füsse, ich weinte und brüllte, suchte eine Beute und wollte sterben.
    Ich blieb in einem Rapsfeld, lag flach auf dem Bauch und mit dem Gesicht in meinen Händen, um über mein Unglück zu grübeln, nach Herzenslust zu weinen und mich lange Träumen vom Selbstmord hinzugeben. Schliesslich bin ich aufgestanden und bin weitergezogen. Die Nacht war offensichtlich schon herein- gebrochen, ich konnte nichts mehr sehen, und die ganze Landschaft schwamm in einem grauen Nebel; meine Schläfen brummten, und ich wusste nicht mehr, wohin ich gehen sollte, ich fühlte mich elend, ich fror, ich hatte Hunger, ich schlotterte, ich hatte Furcht vor allem.

    Neben mir ritt in einem Hohlweg ein Fuhrmann auf einem Ackergaul, mit den Zügeln am Krummet, im Schritt an mir vorbei; der Mann schlenkerte lässig auf dem Rücken des Pferdes und pfiff dabei eine ländliche Melodie. Ich folgte ihm, um irgendjemandem zu folgen, er hielt an einem Hofeingang und ich ging mit ihm hinein, ich bat darum, mich in dem Bauernhof ausruhen zu dürfen, sowie um etwas Milch und Brot; dann würde ich weitergehen. Ich blieb ganz allein, sass auf einer Bank in der Küche, während die Bauersfrau Milch holen ging; das Pendel der grossen Uhr tickte regelmässig. Die Fliegen flogen gegen die Fliesen und auf der Suche nach Brotkrümeln auf den Tisch; auf dem Hof verschlangen die Kühe das Gras oder lagen wiederkäuend auf ihren mächtigen Flanken im Schatten; die Hühner glucksten, wobei sie den Kopf unter ihrem Flügel verbargen; auf einem Misthaufen krähte ein Hahn!
    Und ich war neidisch auf die friedlichen Tage jener, die bei Tagesanbruch aufwachen und beim Angelusläuten zu Bett gehen, die ihr Leben über ihren Pflug gebeugt verbringen, selbst in der Furche gehen, die sie gezogen haben, singend das Heu einfahren, das sie gewendet haben, und nichts fürchten ausser einem Gewitter, das ihnen die Ernte verdirbt.

    Danke für das Säckchen, Henry, danke; ich habe es zu spät bekommen; ich konnte es nicht mehr der, für die ich es haben wollte, übergeben, also werde ich es selbst behalten, es wird für mich ein Erinnerungsstück sein, eine Reliquie meiner enttäuschten Liebe, das einzige Bruchstück meiner zerschlagenen Hoffnung... zumindest haben die unbelebten Dinge auch ihre Ironie.