Ah! Welch eine Lüge ist das Leben! welche Bitterkeit, nichts sonst, als darüber zu grübeln!
Wenn ihr Blätter seht, welken sie augenblicklich; berührt eine Frucht, und sie wird verderben; verfolgt
eine Sache, und sie verwandelt sich in einen Schatten, und eben dieses Phantom wird euch entwischen und euch weniger
als nichts zurücklassen, die Erinnerung an eine Illusion, das Bedauern eines Traums.
Alles ist mir misslungen, diese Frau hat mit mir gespielt, so wie schon eine andere vor ihr. Du erinnerst dich
vielleicht auch an Mme Herminie, diese Frau im Wäschegeschäft, zu der ihr vom Gymnasium immer gegangen seid
und die sich jedesmal versteckte, wenn ich an ihrem Laden vorbeikam? Ich bin verdammt! alles ist mir
misslungen, in der Kunst und in der Liebe, mit der Frau ebenso wie mit der Poesie, denn ich habe mein Drama
wiedergelesen und habe Mitleid empfunden mit dem Menschen, der es verfasst hat; es ist falsch und unerträglich,
nichtig und bombastisch. Wozu ist, nach alledem, die Kunst noch gut? es ist ein Wort ohne einen Sinn, in das wir
all unseren Stolz legen, der uns in der Hand zerplatzt, wenn man ihn aussaugt.
Ich habe keine Hoffnung mehr, noch ein Vorhaben, noch die Kraft, noch den Willen, ich laufe und lebe vor mich
hin wie ein Rad, das man angeschoben hat und das weiterrollt, bis es umfällt, wie ein Blatt, das im Wind fliegt,
solange es von der Luft getragen wird, wie ein geworfener Stein, der sich abwärts bewegt, bis er am Boden
ankommt, – eine menschliche Maschine, die Tränen vergiesst und Schmerzen absondert, etwas
Unabänderliches ohne irgendeinen Grund, geschaffen von einer verständnislosen Kraft, die selbst nichts
versteht.
Das Leben ist angenehm für die, welche eine Leidenschaft zu befriedigen, ein Ziel zu erreichen haben; ich
dagegen, welche Leidenschaft, meinst du, soll ich haben? gib mir eine; auf welches Ziel kann ich mich ausrichten?
zeige mir eines; das alles ist eine schreckliche Sinnlosigkeit, ein geschmackloser, mit Ängsten vermischter
Wahnsinn.
Das Säckchen, das du mir geschickt hast, werde ich behalten; wenn ich sterbe, wirst du dafür sorgen,
dass ich mit ihm begraben werde, dass es mir mit den langen Bändern, die eigentlich von fröhlicheren
Händen jeden Tag gebunden und wieder gelöst werden sollten, auf der Brust befestigt wird; ich will,
dass diese duftende Seide mein Herz vor dem Kontakt mit dem Leichentch schützt, das wird mich in meinem
Schlaf wärmen."
Mme Émilie trat ein; Henry liess sie sich auf seine Kniee setzen, und sie verbrachten eine Stunde damit,
sich zu sagen, dass sie sich liebten und dass sie glücklich wären.