Daniel bemerkt mit einem fast kindlichen Lächeln, dass er sich selbst über- rascht habe, und
Mathieus Gedanke ist, dass er tatsächlich bis ans Ende gegangen ist: " Er ist frei! ", und
sein Abscheu vermischt sich mit Neid. Daniel bittet ihn um eine Zigarette. Er sagt: "Du stehst nach allem als ein
Gewinner da. Du bist frei!" Mathieu widerspricht ihm: "Nein, man wird nicht frei, wenn man eine Frau verlässt.
Tatsächlich habe ich mich von Marcelle für nichts getrennt." Daniel versteht nicht, und Mathieu wird
deutlicher: Marcelle sei zwar aus seinem Leben verschwunden, doch alles Übrige bliebe ihm. Er hat das
Gefühl, dass er sein Handeln, das hinter ihm liegt, kaum noch begreift, dass er jetzt aber mit den Folgen
konfrontiert ist. Ihm fällt ein Bursche ein, der nach Spanien gehen wollte, um sich den Milizen anzuschliessen.
Daniel fragt, ob er den Wunsch verspüre, nach Spanien zu gehen. Mathieu bejaht, den habe er schon, er sei aber
nicht stark genug. Daniel erhebt sich und fragt ihn, ob er mitkommt, er müsse noch etwas trinken. Mathieu
lehnt ab, er fragt ihn, ob sie sich demnächst wiedersehen werden, und bringt Daniel damit in Verlegenheit.
Marcelle habe ihm versichert, dass er sein Leben unverändert fortführen solle, es wäre für
ihn aber unan- genehm, wenn sie sich weiterhin sehen würden. Mathieu entgegnet: "Auch gut. Dann viel
Glück!" Und
er setzt noch hinzu: "Du musst mich hassen." Daniel legt ihm linkisch die Hand auf die Schulter und antwortet:
" Im Moment nicht." Sie verabschieden sich.
Mathieu geht zum Fenster und schaut hinaus zum Nachthimmel. Unten auf der Strasse sieht er Daniel, der sich
mit langsamen Schritten entfernt. Er ist allein, aber nicht frei. "Wenn Marcelle nicht existieren würde." Aber
das ist eine Lüge. Die Luft im Zimmer ist noch von Ivichs Duft geschwängert. Er denkt an die turbulenten
Ereignisse des Tages zurück: "Viel Lärm um nichts". Die gängigen Lebensweisheiten bieten ihm ihre
Dienste an: Epikurismus, Stoizismus, lächelnde Nachsicht, Resignation, alles, was einen Konnaisseur
[connaisseur im Orig.] ein verfehltes Leben auskosten lässt. Er zieht die Schuhe aus, legt Jackett und Krawatte
ab und wiederholt sich immer wieder: "Ja, es ist wahr, ich bin im Vernunftalter angekommen."