" Die Vergangenheit, das ist ein Luxus für Besitzende... Ich besitze nur meinen Körper, ein
ganz allein lebender Mensch, der nur seinen Körper hat, kann die Erinnerungen nicht festhalten, sie gehen ihm durch
die Lappen. Ich sollte mich nicht beklagen. Ich wollte nur frei sein."
" Ich sehe mich beklommen um: Gegenwart, nichts als Gegenwart. Leichte und haltbare Möbel, in ihrer
Gegenwart befangen, ein Tisch, ein Bett, ein Spiegel- schrank – und ich selbst. Die wahre Natur enthüllte sich:
sie war das, was existierte, und alles, was nicht Gegenwart war, existierte nicht. Die Vergangenheit existierte nicht."
Eine ungeheure Übelkeit überkam ihn; nein, es war nicht der Ekel. Es betrifft seine Arbeit über den Marquis
de Rollebon; er ist für ihn ein zweitesmal gestorben. " Monsieur de Rollebon war mein Verbündeter, er
brauchte mich, um zu sein, und ich brauchte ihn, um mein Sein nicht zu fühlen... er war meine Daseinsberechtigung,
er hatte mich von mir befreit." Auf die Frage, was er tun soll, gibt er sich die Antwort: mich nicht
rühren.
Das Ende der "grossen Affäre Rollebon" hinterlässt in ihm ein grosses Gedanken-Chaos, in dem er
versucht, sich an Eingebungen zu klammern wie: "Das Ding bin ich... Die Zunge, Und die Kehle, das bin ich. Ich existiere."
Er nimmt Empfindungen wahr, die feuchte Wärme seines Körpers. Es ist ein Wiederkäuen, er denkt,
er kann nicht aufhören zu denken, kann sich nicht daran hindern. Beim Versuch, sich sein Taschenmesser in die Hand
zu stossen, verletzt er sich nur leicht. Auf einem weissen Blatt bildet sich eine kleine Blutlache. An diesem Tag hat er
es aufgegeben, das Buch über den Marquis de Rollebon zu schreiben.
Roquentin nimmt eine Einladung des Autodidakten an, beim Essen in einem Lokal vertraut der ihm an, dass er in
deutscher Kriegsgefangenschaft war. Roquentin befürchtet, dass er ihm seine Sorgen ausschütten wird; er will
keine Seelengemeinschaft. Der Autodidakt war ebenfalls im Museum, sein Augenmerk lag allerdings mehr auf der technischen
Vollendung der Bilder; er gesteht, dass ihm der ästhetische Genuss fremd ist. Ein ganzer Zweig menschlicher
Betäti- gung sei ihm fremd. Er holt ein Heft hervor, in dem er Maximen notiert hat, es hat noch viele leere Seiten.
Verlegen bemerkt er, dass seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen sei, und beginnt mit zitternder Stimme, daraus vorzulesen.
Roquentin hat sich während des Gesprächs die ganze Zeit zurückgenommen, er will den Autodidakten
seine Überlegenheit nicht spüren lassen. Er ist auch zeitweise von einem jungen gutaussehenden Pärchen
abgelenkt und hört ihr Gespräch mit; er stellt sich vor, dass sie anschliessend zusammen schlafen werden. Beim
Gedanken, zu versuchen, einem weisshaarigen älteren Herrn zu erklären, was das ist, die Existenz, bricht er in
ein Gelächter aus. Er erklärt, was ihn so amüsiert: dass sie hier alle essen und trinken, um ihre kostbare
Existenz zu erhalten, wobei es doch keinen Grund gibt zu existieren. Der Autodidakt widerspricht ihm: "Es gibt einen
Zweck, es gibt die Menschen." Er erklärt sich für einen Humanisten; er liebe alle
Menschen. Mutiger geworden erzählt er, wie ihm in der Gefangenschaft die Kameraden nähergekommen seien, bei der
Messe, die von einem Feldgeistlichen abgehalten wurde, und beim Klang des Harmoniums. Harte Jahre kamen nach seiner
Freilassung; er wusste nicht, was er tun sollte. Schliesslich sei er der S.F.I.O., der Sozialistischen Partei beigetreten.