Im ersten Band von Les Chemins de la Liberté wird uns von Sartre eine Gruppe von
Menschen um den Protagonisten Mathieu herum vorgeführt, die wie von ihm konstruiert erscheint, um seine
Auffassungen vom den zwischen- menschlichen Beziehungen, von der Freiheit des Einzelnen, der durch die Anderen,
von deren Wohlwollen oder der Unaufrichtigkeit, der Lüge, von ihm als mauvaise foi
bezeichnet – " Die Hölle, das sind die Anderen" –, Grenzen gesetzt werden, anschaulich
zu machen.
Marcelle, die Geliebte, verheimlicht M. zunächst, dass sie schwanger ist. Es war in ihrer
langjährigen Beziehung von Anfang an ausgemacht, dass sie beide kein Kind wollten und im Fall einer
Schwangerschaft eine Abtreibung vornehmen lassen würden. Sie wird durch den Gedanken an das Leben, das
in ihrem Bauch heranwächst, in ein Gefühlschaos gestürzt: ihr Kopf sagt, dass sie wirklich
abtreiben will und muss; bei der Vorstellung eines Lebens als ledige Mutter kommen ihr Gedanken, eher in die
Seine zu springen. Es meldet sich aber auch zaghaft eine Regung, dass ein Kind etwas ist, das allein ihr
gehören würde, wenn sie es behielte. Es ist in erster Linie doch seine, Mathieus entschiedene Ablehnung
der bürgerlichen Vaterrolle, wodurch auch eine mögliche Lösung des Problems, indem er sie heiratete,
ausgeschlossen ist. Seine Rolle ist nun, nachdem er schliesslich zum Teil für den "Unfall" die Verantwortung
trägt, das nötige Geld für die Abtreibung aufzutreiben und die notwendigen Kontakte für die
Durchführung herzustellen.
Boris ist ein ehemaliger Schüler Mathieus, zu dem er, der viel Jüngere, voller Zuneigung aufblickt;
Lola, seine weit ältere Geliebte, eine Nachtclub-Sängerin, es war sie, die sich ihn, den jugendlichen,
blendend aussehenden Adonis geangelt hat und die mit der Angst lebt, dass sie ihn eines Tages verlieren wird. Sie
hasst Mathieu, weil ihr Geliebter ihn vergöttert; um ihn zu provozieren, macht sie Mathieu schlecht, indem
sie seine weniger sympathischen Seiten hervorhebt.
Zu der jungen Studentin Ivich, der Schwester von Boris, hat Mathieu ein be- sonders inniges, jedoch recht
einseitiges Verhältnis, es ist das eines älteren Mentors. Da sie befürchtet, bei einer gerade abgelegten
Prüfung durchgefallen zu sein, ist ihr Selbstvertrauen am Boden zerstört; und mit der Aussicht, von ihrer
Familie in die Provinz zurückgeholt zu werden, ist sie nur noch von der Angst beherrscht, Paris verlassen zu
müssen. Mit gutgemeinten Ratschlägen versucht Mathieu, ihr Mut zu machen, um ihr über die Krise
hinwegzuhelfen.
Mathieu sucht Sarah auf, er erhofft sich von ihr Unterstützung bei seinem und Marcelles Problem, da sie
selbst einmal in derselben Lage gewesen war und die Dienste einer "Engelmacherin" in Anspruch nehmen musste. Sie
hat Adressen von zwei Ärzten, die in Frage kämen: der eine ein russischer Arzt, ein Trinker, den Mathieu
sogleich ausschliesst; der andere ein jüdischer Gynäkologe, ein aus Berlin stammender Emigrant, der aber
sehr teuer sein würde, sein Tarif betrug 2000 Mark, was zehntausend Francs entspricht. Nachdem Sarah, selbst
Jüdin, ihren Kontakt genutzt hat, läuft es auf einen Betrag von viertausend Francs hinaus, die aufgebracht
werden müssten; sie zu beschaffen wird nun für Mathieu zum Problem.