Im grossen Saal wurde über das weitere Vorgehen beraten, wobei die Versammelten reichlich dem
Bordeauxwein zusprachen, und beschlossen, als nächstes die Stadt Fougères in ihren Besitz zu bringen.
Währendessen waren die Chouans draussen damit beschäftigt, die Leichen der getöteten Regierungs-
soldaten auszuplünden und, nachdem sie sie mit Steinen beschwert hatten, in den umliegenden Teichen zu
versenken. Dank des Handschuhs, mit dem sie anstelle des Hauptmanns Merle in die Freiheit entlassen worden war
– den Schuss, mit dem dieser niedergestreckt wurde, hatte drinnen auch Madame du Gua wahrgenommen,
die daraufhin ihre Nebenbuhlerin tot glaubte – konnte Marie den Ort der Katastrophe hinter sich lassen
und sich in der Postkutsche, die durch glückliche Umstände mitsamt dem Postillon zur Stelle war,
weiterhin begleitet von Francine, auf den Weg nach Fougères machen. Dieser Ort wird nun Schauplatz des
weiteren Geschehens sein.
Das nächste Kapitel, von Balzac mit Ein Tag ohne Morgen betitelt, sieht Marie nun
in ihrem völlig veränderten Gemütszustand, was ihre Gefühle zum Marquis betrifft, der sie in
der verzweifelten Lage, dem Abgrund nahe, so schmählich verraten hatte. Es ist die Gemütslage einer
zutiefst gedemütigten und gekränkten Frau, die nur auf eines sinnt, nämlich sich an dem Mann, den
sie oder weil sie ihn immer noch liebt, zu rächen. In Fougères angekommen kann sie sich dank ihres
Empfehlungsschreibens aus Paris, das sich auf wundersame Weise nach der erniedrigenden Leibesvisitation durch
Madame du Gua noch in ihrem Besitz befindet, mit Unterstützung der örtlichen Autoritäten und des
mit ihr gereisten Regierungsbevollmächtigten Corentin in einem abseits gelegenen Haus, das dieser für
sie ausfindig gemacht hatte, einrichten.
Balzac liefert eine detaillierte Beschreibung der Landschaft, von dem Tal mit dem Couesnon, an dem das
Städtchen auf dem hohen, unangreifbaren Grund eines Felsens stehend gelegen ist, dem Felsen von Fougères,
der von einer gotischen Kirche mit einem Glockenturm von der Form eines Zuckerhutes gekrönt ist, einer
Promenade, von der es über eine in Stein gehauene gewun- dene Treppe hinab zum Flüsschen Nançon
geht, dem auf einem vereinzelten Granithügel sich erhebenden Schloss von Fougères mit seinen
Türmen, einem mittelalterlichen von den Herzögen der Bretagne errichteten Bau. Die von dem aus Promenade,
Stadt und Schloss gebildeten Halbmond umschlossene Fläche ist teils von der unterhalb gelegenen Vorstadt mit
der Kirche Saint-Sulpice, die ersterer ihren Namen gab, mit dem Nançon, teils durch ausgedehnte, von seinen
Zuflüssen unregelmässig aufgeteilten Gärten ausgefüllt. Die Stadt mitsamt ihren Vorstädten
und Kirchen wird eingerahmt durch die Rillé-Höhen, die einen Teil der Umfassung des grossen
Couesnontales ausmachen.
Ein Erkundungsgang führte Marie, belebte Orte meidend, an der Kirche vorbei auf die Promenade, von der
aus sie das weite Couesnontal bis zur Höhe des Pelerinenberges überblicken konnte. Bei anbrechender
Dunkelheit erkannte sie auf der gegenüberliegenden Anhöhe, durch Ginster verdeckt, eine Gruppe von
Chouans, unter ihnen den Gars sowie Madame du Gua, die, als sie ihre Feindin entdeckte, mit einem Gewehr auf sie
zielte; der Schuss verfehlte Marie jedoch. Als Antwort erklangen zahlreiche "Wer da"-Rufe der Schildwachen, die
überall um die Stadt postiert waren, um für den Schutz vor überraschenden Angriffen zu sorgen. Marie
kehrte, da sie sich unbewaffnet wehrlos der Gefahr ausgesetzt fühlte, schleunigst in ihr Domizil zurück.