Bevor die beiden Frauen zur Hütte Galope-chopines aufbrachen, der sie nach Saint-James bringen sollte,
dem Ort, an dem der Ball stattfinden würde, trafen sie einige Vorbereitungen. Marie übte den Schrei des
Käuzchens ein, mit dem sie Marche-à-terre imitieren konnte, und sie liess sich von Francine den
Handschuh Montaurans bringen und mit einem grünen Band versehen, ihn würde sie zu ihrer Legitimation
vorweisen. Nachdem der Chouan Esel besorgt hatte, machten sie sich auf den Weg, und nun wurde Marie klar, unter
welchen besonderen Bedin- gungen die Kämpfe mit den Chouans in diesem Teil der Bretagne stattfanden.
Balzac gibt eine Beschreibung der besonderen Beschaffenheit dieser Land- schaft, die durch Felder kleinteilig
gegliedert ist, wobei jedes Feld von einer "normannischen Hecke", einem hohen Erdwall, auf dem Bäume gepflanzt
sind, eingeschlossen wird. Zwischen diesen aus lehmigem Boden aufgeworfenen Wällen verlaufen schlammige
Hohlwege unter den von den Bäumen herab- hängenden Ästen, auf denen Karren nur mit Hilfe von zwei
Paar Ochsen oder mit zwei kräftigen Pferden fortbewegt werden können und die häufig für
Fussgänger unbegehbar sind; so haben sich jenseits der Erdwälle ausgetretene Pfade gebil- det, die jeweils
in einem Flurstück enden und im nächsten neu beginnen. Das bedeutet, dass, um den Weg fortzusetzen,
jedesmal ein Erdwall überstiegen werden muss. Aus einer solchen Beschaffenheit des Terrains ergibt sich fast
zwingend, dass es ziemlich unmöglich war, den Feind in einer offenen Schlacht zu stellen und militärisch
zu bezwingen, dass es aber für die Chouans ideale Bedingungen für den Partisanenkrieg bot.
Durch dieses unübersichtliche, hindernisreiche Gelände wurden die beiden Frauen von
Galope-chopine sicher geleitet; doch kurz vor dem Ziel bog er ab und führte sie über einen von auf
beiden Seiten aufgetürmten mächtigen Granit- blöcken gesäumten Weg zu einem abgelegenen Ort
mitten im Wald, einer mit Quadern aus Granit fast wie ein Amphitheater geformten Senke mit Reihen von Bäumen
zu beiden Seiten, gleich den Pfeilern einer gotischen Kathedrale. Es war ein alter keltischer Kultplatz mit drei
riesigen Druidensteinen, die mittels eines Kirchenbanners zu einem Altar hergerichtet waren; dort las der Abbé
Gudin vor den versammelten Chouans unter freiem Himmel eine Messe und hielt eine fanatische Ansprache, in der er
sie auf einen bedingungslosen Kampf für die Sache der Kirche und die Rückkehr der vertriebenen Priester
einschwor.
Die Menge der Chouans zog anschliessend nach Saint-James, und Marie schloss sich ihnen an und kam so
unbemerkt in die Stadt. Sie begann, sich für den Ball, bei dem sie auf ihre Feinde, auf den Marquis und die
versammelten Edelleute von La Vivetière, treffen würde, zurechtzumachen; sie legte ein prachtvolles
Kleid an, in dessen Mieder sie den Dolch so verbarg, dass nur der mit Rubinen besetzte Griff herausschaute. Sie
hatte unterwegs Stechpalmen- zweige abgebrochen; aus ihnen flocht sie eine mit den roten Beeren gespickte Krone
und setzte sie sich auf das zu einer kunstvollen Frisur hergerichtete Haar. Auf dem Weg hinüber zu dem Haus,
in dem der Ball stattfinden sollte, ging sie durch die Menge der Neugierigen hindurch, die sich davor versammelt
hatten und die bei ihrem Erscheinen fragten, wer diese Dame mit dem unter einem Schleier verborgenen Gesicht wohl
sei.