Das Chagrinleder


    Bevor Valentin sein Leben endgültig aushauchte, tauchte Pauline noch einmal auf, ganz in Weiss und durch den Schmerz der Trennung noch schöner gewor- den. Sie verlangte von ihm, mit ihm zu sterben. Er forderte sie auf zu gehen; wenn sie ihn noch länger ansähe und sein Wünschen anfache, dann würde der Tod noch schneller kommen. Er zeigte ihr den Talisman, der nur noch die Grösse des Blättchens vom Immergrün hatte. Sie las in seinen Augen ein rasendes Begehren, doch mit seinem Verlangen schrumpfte das Leder weiter. Sie floh in das Nebenzimmer, wo sie sich einschloss.
    Mit der Kraft eines letzten Ausbruchs des Lebens brach Raphael die Tür auf, er fand Pauline halbnackt auf dem Sofa liegend, sie hatte sich eine Schlinge um den Hals gelegt und versuchte vergeblich, sie zuzuziehen. "Wenn ich sterbe, wird er leben", rief sie. Raphael stürzte sich in rasendem Verlangen wie ein Raubvogel auf sie und grub seine Zähne in ihre Brust. Als Jonathan sie vorfand, hielt sie den Leichnam in ihren Armen. "Er gehört mir, ich habe ihn getötet."

      Epilog

    Wer ist Pauline? Sie ist "die Königin der Illusionen, die Frau, die wie ein Kuss vorübergeht, die, wie ein Blitz zündend, vom Himmel zuckt, das ungeschaffene Wesen, ganz Geist, ganz Liebe!"
    Noch nicht genug? Ein junger Mann fuhr mit seiner hübschen Frau an Bord der "Ville d'Angers" auf der Loire. Sie erblickten über dem Fluss "eine weisse Gestalt, die wie aus Wasser und Sonne geboren oder wie ein launisches Gebilde aus Luft und Wolken dem Nebel entstiegen war. Bald Undine, bald Sylphide... Man mochte sie für die Dame des belles Cousines halten, die ihr Reich gegen das Eindringen der modernen Zeit schützen wollte."
    Und Fœdora? Oh! Du wrst ihr begegnen. Sie war gestern in den Bouffons, heute abend geht sie in die Oper, sie ist überall. Sie ist, wenn du so willst, die Gesellschaft.