– Jungfräulich im Tun, waren wir nur in Worten vermessen; jetzt aber vom glühenden Eisen
der Politik gebrandmarkt, werden wir in dieses grosse Bagno eintreten und unsere Illusionen verlieren.
– Der Journalismus ist die Religion der modernen Gesellschaft, und darin liegt ein Fortschritt...
Die Pontifexe müssen nicht glauben und das Volk auch nicht.
Angekommen im Haus des Gastgebers: "Ich liebe warme, mit Teppichen ausgelegte Vorhallen. Luxus schon im
Treppenhaus ist in Frankreich selten."
Der Madeira kreiste, der erste Gang erschien. Das Festmahl war der Ex- position einer klassischen Tragödie
vergleichbar. Der zweite Akt wurde etwas geschwätzig, Nasen färbten sich purpurn, die Gesichter
röteten sich. Der zweite Gang wurde aufgetragen, und mit ihm die schwereren Rhôneweine, der Tokaier und
der Roussillon. Dann kamen die verfänglichen Tischreden, die Prahlereien... Unbewiesene Behauptungen und
selbstherrliche Urteile prallten aufeinander, kreuzten sich wie im Schlachtgetümmel Kanonen-, Gewehr- und
Kartätschen- kugeln. Der Streit, so grimmig und burlesk er war, wurde zu einer Art Hexen- sabbat der Geister.
Die ganze Kluft, die das 19.Jahrhundert vom 16. trennt, klaffte zwischen den trübseligen Spässen dieser
Kinder der Revolution bei der Entstehung einer Zeitung und den Reden der lustigen Zecher bei der Geburt des
Gargantua.
– Ist die Zerstörung dieser Ameisenhaufen namens Babylon, Tyrus, Karthago oder Venedig, die
unter den Füssen eines darüber hinwegschreitenden Riesen zertreten worden sind, nicht eine dem Menschen
von einer spottliebenden Macht erteilte Mahnung?
– Sind die Grundsätze der sozialen Ordnung nicht ein paar Opfer wert?
– Der Dingsda, der Republikaner, behauptet, dass der Kopf dieses Grund- besitzers ein Opfer wäre.
– Menschen und Ereignisse sind nichts, in der Politik und der Philosophie gibt es nur Prinzipien und
Ideen.
– Keine Wissenschaft noch Tugend ist einen Tropfen Blut wert. Wenn wir der Wahrheit die Rechnumg
aufstellen wollten, dann fänden wir sie vielleicht bankrott.
– Schliesslich und endlich zeugt die Freiheit Anarchie, die Anarchie führt zum Despotismus und
der Despotismus wieder zur Freiheit.
– Wenn der Despotismus in den Gesetzen ist, findet sich die Freiheit in den Sitten, und vice versa.
– Ist das nicht der Circulus vitiosus, in welchem sich die moralische Welt von jeher bewegt? Wenn der
Mensch glaubt, etwas vervollkommnet zu haben, hat er die Dinge nur an eine andere Stelle gerückt.
– Trinken wir auf die Dummheit der Macht, die uns so viel Macht über die Dummköpfe gibt!
Bei fortgeschrittenem Gelage, als die Gäste von dem Überfluss an Genüssen schon abgestumpft
waren, erwartete sie ein neuer Höhepunkt: unter dem hellen Schein des Kronleuchters und der strahlenden Kerzen
präsentierte sich ihren lüsternen Blicken eine Gruppe von Frauen, mit blendendem Schmuck und alle
von noch blendenderer Schönheit, Feen in seidigen Stoffen und mit wogendem Kopfputz. Es war eine Auswahl
verschiedener Kategorien, unterschiedlicher Frauentypen: eine grazile Tänzerin in einem Kaschmirgewand mit
fliessenden Falten, aristokratische Schönheiten mit hochmütigem Blick und in lässiger Haltung;
eine Engländerin, ätherisch wie aus Ossians Wolken herabgestiegen; die Pariserin, eitel auf ihre
Toilette und ihren Geist, eine Sirene, schmiegsam und hart; Italienerinnen, ruhig vom Anschein, üppige
Normanninnen, südländische Frauen mit schwarzen Haaren und schön geschnittenen Augen. Es war,
als wären alle Schönheiten von Versailles versammelt und wie eine Schar orienta- lischer Sklavinnen
hergebracht worden.