In einem dem Testament beigefügten, für den Grafen de Granville bestimmten Brief bezichtigt
Lucien sich der Feigheit und widerruft die ihm im Verhör durch Camusots verfängliche Fragen entlockten
Geständnisse. In einen schändlichen Prozess verwIckelt zu werden, auch wenn er von aller Schuld
freigesprochen würde, wäre ihm unerträglich.
Ein weiterer Brief ist für den Abbé Carlos Herrera bestimmt. Darin erklärt Lucien, er habe
ihn, von dem er nur Gutes erfahren habe, verraten, um sich selbst aus der Verlegenheit zu ziehen. Diejenigen, die
seine Ergreifung wollten, versuchten ihm glaubhaft zu machen, er sei mit dem berüchtigten Verbrecher Jacques
Collin identisch, was absurd sei. Er erinnert ihn daran, dass er vor langer Zeit einmal von ihm vor dem Selbstmord
bewahrt worden ist; danach hatte er etwas Grosses mit ihm vor, wollte ihm zu Macht und Ruhm verhelfen, doch nun
sein Sturz in den Abgrund, und diesmal werde er nicht zur Stelle sein, um ihn zu retten.
Er wird erhängt in seiner Zelle aufgefunden, in der Mitte am Boden liegt ein Päckchen mit den
Briefen. Madame de Sérizy ist dabei, als den Herren von dem, was in der Zelle Luciens vorgefallen ist,
Meldung gemacht wird. Sie stürzt hinaus, eilt über den Hof und durch die Gänge, es gelingt ihr, bis
zur Zelle Luciens vorzu- dringen, nachdem sie sogar eine eiserne Gitterstange losriss, die dabei zerbrach. Als ihr
die Zellentür geöffnet wird und sie den toten Geliebten dort hängen sieht, stürzt sie
ohnmächtig zu Boden. Bei einer späteren Begutachtung kommt man zu der Annahme, dass die Eisenstange
brüchig gewesen sein muss, sonst hätte sie wohl kaum durch die zarten Hände einer Dame der
Gesellschaft herausgebro- chen werden können. [Balzac greift an einer späteren Stelle dieses Vorkommnis
auf, um Überlegungen zur Lehre vom Magnetismus anzustellen, nach der durch ihn Menschen in besonderen
Situationen der Gefahr oder der Erregung ausser- gewöhnliche Kräfte entwickeln können.]
In der "Gazette des Tribunaux" erscheint folgende Notiz:
Es wurde festgestellt, dass Mademoiselle Esther Gobseck sich selbst das Leben genommen hat.
Die durch einwandfreies Alibi erwiesene Unschuld des Monsieur Lucien de Rubempré hat umso
stärkeres Bedauern über seine Verhaftung hervorgerufen, als der junge Mann in dem Augenblick, als der
Untersuchungsrichter seine Freilassung verfügte, eines plötzlichen Todes verstorben ist.
Es folgt noch ein viertes Buch mit dem Titel: Vautrins letzte Wandlung
"Die Geschichte mag für die meisten Leser durch Esthers und Luciens Tod noch nicht als gänzlich
abgeschlossen erscheinen; vielleicht erregen Jacques Collin, Asie, Europe und Paccard trotz ihrer schändlichen
Lebensführung doch so viel Interesse, dass der Leser wissen möchte, was aus ihnen geworden ist..."