Zu dem angekündigten Souper werden insgesamt nicht mehr als neun Per- sonen geladen, ausser Nucingens
Bankiersfreunden auch Rastignac und Bixiou, sowie Madame du Val-Noble mit ihrem englischen Nabob, der kein anderer
ist als Peyrade, der sich somit, ohne es zu ahnen, mit seinem Gegner unter einem Dach befindet: "Der Tiger kommt
in die Höhle des Löwen". Peyrade spielt den radebrechenden Engländer sehr überzeugend, doch
einer durchschaut ihn: Bixiou, der an seiner Aussprache erkennt, dass er keiner ist. Weit nach Mitter- nacht
schläft er ein und fällt gar vom Stuhl. Als er an einem ihm unbekannten Ort wieder erwacht, beugt sich
eine maskierte und in einen schwarzen Domino gehüllte Gestalt über ihn; es ist Asie, die ihm
eröffnet, dass man seine geliebte Tochter Lydie entführt hat und dass er sie erst unversehrt
wiedersehen werde, wenn de Rubempré wieder im Haus der Grandlieu empfangen werde und er mit Clotilde
getraut die Kirche Saint-Thomas-d'Aquin verlassen habe, andernfalls werde sie als Freudenmädchen enden.
Rastignac versucht, Lucien in seinem Unglück beizustehen, gibt ihm zu be- denken, dass es wohl wenig
Sinn hätte, auf den Tod des Vaters Clotildes zu warten, "alte Whistspieler klammern sich fest...". Sie liebe
ihn übrigens so sehr, dass sie einen Fluchtplan habe. Zunächst sind die beiden Freunde bei der du
Val-Noble in der Rue Taitbout eingeladen, der falsche Nabob gibt in Esthers früherem Speisezimmer ein Essen,
bei dem fast alle Mitspieler des Dramas versammelt sind. Peyrade findet in seiner Serviette einen Zettel, auf dem
geschrieben steht, mit Bleistift in Druckschrift und mit Grossbuchstaben, um zu erschweren, dass der Urheber
ermittelt werden kann: "Die zehn Tage sind um". Es ist wie ein Mene Tekel Upharsin. Das Essen
verläuft nicht nur für Peyrade lustlos; es herrscht allgemeine Langeweile, und die drei Frauen schauen
sich betreten an. Es wird ein Bote gemeldet, einer von Peyrades Agenten, der ihm die Nachricht überbringt,
dass seine Tochter heimgekehrt ist, jedoch in einem erbärmlichen Zustand, er solle kommen, sie liege im
Sterben. Peyrade stösst einen derben französischen Fluch aus, wodurch er sich verrät und alle
durch- schauen, dass er nicht der Engländer ist, als den er sich ausgibt.
Es ist der von seiner Reise zurückgekehrte Corentin, der das Mädchen auf der Strasse aufgreift.
Sie berichtet, sie sei vermutlich eingeschläfert worden, und man habe sie zu verworfenen Menschen gebracht,
jetzt als es zu dunkeln be- gann, sei sie geflüchtet und mehrere Stunden umhergeirrt. Daraufhin fällt
sie in Ohnmacht und wird ins Bett gelegt. Sie beginnt zu phantasieren, richtet sich im Bett auf und klagt, sie
müsste auf dem Grund der Seine liegen. Als Lydies Vater in das Zimmer tritt, bittet sie ihn um Verzeihung;
seine Tochter in diesem Zustand zu sehen trifft ihn wie ein Keulenschlag: "Ich sterbe... oh diese Schurken." Kurz
darauf stirbt er.
Corentin schwört, den Tod seines Freundes zu rächen und die an seinem Tod und an der Schande
Lydies Schuldigen aufzuspüren. Er veranlasst, dass der Tote obduziert wird, um eventuelle Spuren von Gift
festzstellen. Der Arzt kann kein Gift feststellen, bei dem, welche Mengen er gegessen habe, und in Anbetracht
seines Alters sei ein Gehirnschlag die wahrscheinliche Todesursache von Vater Canquoëlle; das Gift sei
sicherlich die Schändung seiner Tochter Lydie gewesen. Als er sich nach ihr erkundigt, wird ihm berichtet,
dass sie singt und tanzt, seit sie vom Tod ihres Vaters erfahren hat.