Der Baron erfährt am nächsten Tag von dem Verkauf des Rentenpapiers durch eine Mademoiselle
Esther van Gobseck sowie von einer Sieben-Millionen-Erbschaft, falls ihre Mutter wirklich die schöne
Holländerin, die Erbin des alten Wucherers van Gobseck, war. Von der Börse geht er zu ihr, er will ihr
die Neuig- keit, dass sie eine reiche Erbin ist, überbringen, doch Europe versperrt ihm den Weg und mustert
ihn, den "alten elsässischen Raben" mit der Unverfrorenheit einer "Molièreschen Zofe"; nun könne
sie ja den heiraten, den sie wirklich liebt, und brauche ihn nicht mehr.
"Sie hat mich betrogen! O Esther! O mein Leben! Wie dumm ich war!" ruft er aus und reisst sich die
Perücke herunter, unter der er seine ergrauten Haare verbarg. Da stösst Europe einen gellenden Schrei
aus, Nucingen rafft sich auf und schaut ins Schlafzimmer hinein; dort sieht er Esther totenstarr und bläulich
vom Gift verfärbt auf dem Bett liegen. Der Bankier erwacht wieder in ihm, und er fragt nach den
siebenhundertfünfzigtausend Francs Rente, woraufhin die Zofe und der Leibjäger sich merkwürdig
ansehen; Europe findet tatsächlich unter dem Kopfkissen ein Päckchen mit siebenhundertfünfzig
Tausend-Francs-Scheinen. Paccard nimmt das Geld an sich, und beide suchen das Weite, um zunächst in Paris
unterzutauchen und mit der Absicht, später zu heiraten.
Herrera alias Jacques Collin alias Trompe-la-Mort macht sich umgehend daran, seinen Plan zu verfolgen;
er setzt ein Testament auf, in dem Esther verfügt, dass sie ihren gesamten Besitz Lucien de Rubempré
hinterlässt. Das abgeschriebene, mit "Esther Gobseck" unterzeichnete und versiegelte Testament kann Asie
unbemerkt unter das Kopfkissen schieben. Sie eilt wieder zu ihm mit der Nachricht, dass der Friedensrichter, von
Gendarmen begleitet, soeben er- schienen ist und dass das Haus bewacht wird. Nucingen hatte die Gauner, die ihn
mit ihren betrügerischen Machenschaften um sein Geld gebracht hatten, angezeigt, woraufhin Corentin die
Gerichtsbarkeit, den Untersuchungsrichter, den Polizeiapparat, den Polizeikommissar in Gang setzte. Am Abend
wird die Obduk- tion Esthers vorgenommen. Dann beginnt die Hausdurchsuchung. Herrera-Collin gelingt es, durch ein
Mansardenfenster auf das Dach zu entkommen, doch da erwartet ihn einer seiner ärgsten Gegner, Peyrades
früherer Agent Contenson, der in dem falschen spanischen Abbé Trompe-la-Mort erkennt. Doch der
packt ihn und schleudert ihn hinunter auf die Strasse, was für ihn den Tod bedeutet.
Collin verfällt, nachdem ihm klargeworden ist, dass er einer Verhaftung nicht entgehen kann, auf eine
List: er kehrt in das Mansardenzimmer zurück und legt sich scheinbar sterbenskrank ins Bett, nachdem er eine
krankmachende, aber nicht tödlich wirkende Substanz eingenommen hat, die er sich von Asie hat besorgen lassen.
Er wird nach seiner Verhaftung in das Gefängnis La Force gebracht, wohin ihm später am Abend auch Lucien
folgt.
Lucien war nämlich versehen mit einem Reisepass nach Fontainebleau abge- fahren; gleich Napoleon in der
Hoffnung, alles zu retten, erwartet er hier die An- kunft Clotildes, um in einer Aussprache mit ihr doch noch ans
Ziel zu gelangen. Sie versichert ihm, nachdem sie und ihre Begleiterin aus der Kutsche ausge- stiegen sind, nur ihn
heiraten zu wollen, wenn nur der verhängnisvolle Verdacht entkräftet wäre.
In diesem Augenblick nähern sich ihnen mehrere Gendarmen und umringen sie. Während die Damen mit ihren
Papieren belegen können, dass sie nicht das sind, wofür man sie halten könnte, nämlich Dirnen,
wird Lucien de Rubempré der Mitschuld an einem Raub und an einem Mord bezichtigt. Darauf- hin fällt
Clotilde in Ohnmacht, während Lucien in La Force eingeliefert wird.